■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Spitzen-Schluck aus der Pulle

Wenn alle sparen sollen, müssen die Spitzenleute besser bezahlt werden, das ist eine klare Sache. Frei werdende Stellen sollen eingespart werden, Mitarbeiter sollen auf Lohnerhöhungen verzichten („Solidarpakt“), Beförderungen gibt es nur zum 1. Oktober – durchsetzen muß dies der verantwortliche Abteilungsleiter Haushalt beim Finanzsenator, Dr. Uwe Färber. Am Dienstag dieser Woche beschloß der alte Senat per Tischvorlage für den verdienten Mann eine Gehaltsanhebung auf „B 5“. Natürlich nicht zum 1. Oktober, sondern ab sofort. „B 5“ liegt in der Mitte zwischen dem, was Abteilungsleiter sonst so verdienen (gut 11.000 Mark) und nur noch knapp unter dem Staatsrats-Salär (B 7) von rund 17.000 Mark. Eigentlich sollte Färber ja auch Staatsrat werden, der derzeitige Finanzsenator Hartmut Perschau, sein Dienstvorgesetzter, will ihn „mitnehmen“ in das alte und neue Ressort Wirtschaft, das Perschau fest ins Auge gefaßt hat. Aber das hat nun Josef Hattig mitgekriegt und ist geradezu trotzig geworden, als er die Meldungen über seine Demission in der Zeitung las. Zack, zack – ich würde gern weitermachen, sagte Hattig. CDU-Parteichef Bernd Neumann mußte daraufhin sogar ein buten&binnen-Fernsehteam ins Rathaus bestellen, damit das auch ordentlich und ganz unmißverständlich vor laufender Kamera gesagt wird: Hattig und Perschau sollen bleiben, was sie sind. Perschau stand daneben und trat verlegen von einem Bein aufs andere und fand das plötzlich auch so.

Aber wenn Hattig wirklich weitermacht, tut er das unter Staatsrat Frank Haller – Pech also für Färber. Und so hat Perschau für seinen Favoriten Färber an diesem Dienstag wenigstens die Gehaltsanhebung schnell noch im Senat durchgebracht.

Wird einer auf CDU-Ticket befördert, muß einer auf SPD-Ticket auch befördert werden: Aus Proporzgründen mußte auch ein Abteilungsleiter aus einem SPD-Ressort auf B 5 angehoben werden, das Glück traf den Abteilungsleiter Wissenschaft, Rainer Köttgen.

Da die Personalkosten in der Summe „gedeckelt“ sind, müssen die Zulagen an anderer Stelle eingespart werden, dafür ist Färber zuständig.

Völlig unverständlich ist in diesem Zusammenhang, daß der Abteilungsleiter im Wirtschaftsressort, Wilhelm Timm, nur B 4 abgekriegt hat. Der doch die Milliarden aus dem Sonder-Investitionsprogramm verwaltet, hätte also im Grunde mehr verdient, findet. Rosi Roland