Der Iran greift die Opposition im Irak militärisch an

■ Auf die bisher „schlimmsten Angriffe des iranischen Mullah-Regimes“ reagieren die Volksmudschaheddin mit Demonstrationen. Sie fordern den Abbruch der Beziehungen

Bonn (taz) – Iranische Demonstranten haben gestern weltweit gegen das iranische Regime demonstriert, dem sie terroristische Verbrechen gegen die „demokratische Widerstandsbewegung“ vorwerfen. Auch die irakische Führung hat den Iran beschuldigt, in der Nacht zum Freitag drei Boden-Boden-Raketen auf einen Stützpunkt der oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin im Irak abgefeuert zu haben. Die Volksmudschaheddin unterhalten im Irak ihr Hauptquartier.

Zwei Tage zuvor waren in Aschraf, einem von fünf Stützpunkten der bewaffneten iranischen Oppositionsbewegung im Irak sechs Mitglieder der Mudschaheddin in einer Sprengfalle getötet worden. 36 Menschen wurden verletzt. Ein mit Sprengstoff gefüllter Lieferwagen war in dem Augenblick explodiert, als ein Bus mit Kämpfern der Volksmudschaheddin vorbeikam. Der Nationale Widerstandsrat Iran (NCRI) macht dafür „vom Mullah-Regime ausgesandte Terroristen“ verantwortlich.

In Bonn, Köln, Berlin, Frankfurt, München und Hamburg forderten iranische Demonstranten die Verurteilung der terroristischen Verbrechen durch die internationale Gemeinschaft sowie verbindliche Beschlüsse gegen den „Terrorismus der Mullahs“ durch den UN-Sicherheitsrat.

Auch in Dutzenden von Hauptstädten in aller Welt wurde demonstriert. In Bonn riefen die etwa 200 Demonstranten: „Keine Geschäfte mit den Mullahs“. Über den im Westen als gemäßigt geltenden iranischen Staatspräsidenten Mohammad Khatami hieß es: „Khatami ist ein Terrorist.“

Der 1981 gegründete Widerstandsrat beschuldigt Khatami, mit terroristischen Akten systematisch gegen die Opposition vorzugehen. Die Mehrheit des US-Kongresses hatte deshalb bereits im September 1998 erklärt: „Es gibt keinerlei Indizien, daß Teheran in der Ära des neuen Präsidenten Mohammad Khatami seine offizielle Unterstützung für den Terrorismus eingeschränkt hat.“

Eine Vertreterin des Widerstandsrats sagte gegenüber der taz, die jüngsten Anschläge seien „die bisher schlimmsten Angriffe“ der iranischen Regierung gegen die Mudschaheddin überhaupt. Ein anderer Vertreter sprach von einer „Eskalation der Gewalt“. Das iranische Regime werde nervös, weil die Opposition stärker werde. Die Zahl der Demonstrationen und Streiks nehme zu.

In den letzten drei Monaten seien 35 Offiziere der Regierung durch junge oppositionelle Iraner umgebracht worden. Insbesondere Frauen und junge Menschen, die besonders Benachteiligten im Iran, würden sich in die Opposition begeben. Der militärische Arm des Widerstandsrats sei auf rund 50.000 Soldaten angewachsen und finde immer mehr Zulauf, sagten seine Vertreter. In diesem Jahr seien bereits achtmal mehr neue Soldaten dazugekommen als im vergangenen. Markus Franz