■ Nebenkriegsschauplätze
: Yogisches Friedensfliegen

Seit zwei Monaten fliegen sie nun. Sie fliegen in Dubrovnik, sie fliegen für den Frieden und für ein gereinigtes, streßfreies Bewußtsein in Jugoslawien und in der Welt. Die yogischen Friedensflieger von der Naturgesetzpartei hatten kurz nach Kriegsausbruch ein dreihundertköpfiges Meditationskontingent nach Kroatien geschickt, um durch ihren tief beruhigten Geist, der sich im Schweben voll entfaltet, Frieden und Ruhe nach Jugoslawien zu bringen.

Daß das nicht gleich klappte, lag nach den Worten des Geschäftsführers der Partei, Wolfgang Gied, nur daran, daß sie zu wenig waren. Notwendig ist dazu die Quadratwurzel aus der Zahl der Gesamtbevölkerung des zu befriedenden Gebietes. Und wenn ein Konflikt schon mal ausgebrochen ist, dann braucht man noch ein paar mehr. Dann jedoch vermögen die Flieger durch die Friedlichkeit, die ihr Bewußtsein in die Atmosphäre hinausstrahlt, einen wirklichen Frieden zu bringen.

Um in Zukunft langfristig und präventiv Frieden in die Welt zu tragen, fordern die Naturgesetzler nun, ein festes Kontingent von 7.000 yogischen Fliegern in die Bundeswehr zu integrieren. Ein sogenanntes Präventivheer. Dieses hätte nichts weiter zu tun, so Wolfgang Gied, als morgens und abends drei Stunden ein bißchen zu schweben. Dieses Schweben, das nur in Momenten vollkommener Harmonie möglich ist, wirkt „wie eine Waschmaschine, die auf kollektiver Basis die Welt von ihrer Unfriedlichkeit und Unfreiheit reinwäscht“, so der Geschäftsführer.

Rückenwind bekommt er von einer gestern veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Inra, die belegt, daß 29 Prozent der Deutschen an eine friedensstiftende Wirkung transzendentaler Meditation glauben.

Schade nur, daß von diesen 29 Prozent zur Zeit scheinbar keiner in der Bundesregierung sitzt. Die komplett ausgearbeiteten Pläne für das schwebende Friedenschor, die Wolfgang Gied an die verantwortlichen Minister sandte, wurden recht reserviert beantwortet. Außenminister Joschka Fischer ließ knapp schreiben, er habe in letzter Zeit jede Menge alternative Friedensvorschläge erhalten. Besten Dank dafür. Doch er wolle zunächst mal auf seinem eigenen Ansatz beharren. „Macht nichts“, sagt Gied. „Die yogischen Flieger fliegen trotzdem weiter, und irgendwann wird man auf uns hören.“

Volker Weidermann