Das Portrait
: Spröder Spötter

■ DeForest Kelley

Als es an die Berufswahl ging, zog DeForest Kelley kurzzeitig die Medizin in Betracht. Ironie eines Lebenslaufes, denn mit der Rolle eines Schiffsarztes sollte er Jahre später Weltruhm erlangen.

Er entschied sich gegen Stethoskop und Skalpell, spielte in Kalifornien Theater, wurde für den Film entdeckt und debütierte mit einer Hauptrolle: In „Fear in the Night“ spielte er einen Bankangestellten, der sich in einem Alptraum einen Mord begehen sieht und nach dem Aufwachen Anzeichen entdeckt, daß das Geträumte sich tatsächlich abgespielt hat. Der ambivalente Charakter dieser Rolle führte vermutlich dazu, daß Kelley hernach vorrangig als Leinwandschurke Beschäftigung fand. Auch im jungen Medium Fernsehen war er häufig zu sehen, in den live übertragenen TV-Spielen, später dann als Gaststar diverser Serien. Die versäumte Promotion bekam er von den Autoren nachgereicht: In der Episode „Y.O.R.D.“ der Reihe „Science-fiction Theater“ spielte er schon 1955 einen Militärarzt und trat auch in der Folge „Survival in Box Canyon“ als Doktor in Erscheinung. Im Klassiker „Bonanza“ verkörperte er einen des Mordes verdächtigten Mediziner.

Die frühen Fernsehjahre brachten beachtliche Talente hervor, namhafte Regisseure wie Robert Altman und Sidney Lumet, Autoren wie Reginald Rose und Paddy Chayefsky, viele nachmals bekannte Leinwandstars. Einer der findigsten Autoren war Gene Roddenberry, der DeForest Kelley ursprünglich in einer Polizeiserie einsetzen wollte. Roddenberry kam auf den markanten Mimen zurück, als er die für damalige Verhältnisse höchst ambitionierte Science-fiction-Serie „Star Trek“ projektierte. Nicht als Arzt, sondern als Vulkanier Spock sollte Kelley dem Stab des „Raumschiff Enterprise“ angehören. Der Part des Dr. Leonard „Bones“ McCoy, der in der deutschen Fassung den Beinamen „Pille“ erhielt, aber lag ihm mehr. Anfangs eine Nebenfigur, rückte der spröde Spötter bald in den inneren Führungskreis auf und wurde zum unverzichtbaren Widerpart des nüchternen Logikers Mr. Spock, eine Figurenkonstellation, die Schule machte und bis auf den heutigen Tag Nachahmer findet. Nicht nur vor der Kamera stand Kelley zwischen Leonard Nimoy und William Shatner – wenn deren Egos aufeinanderprallten, war Kelley der besonnene Mittler. Kollegen, Freunde und Fans der Serie werden künftig ohne ihn auskommen müssen. DeForest Kelley ist am Freitag in Los Angeles im Alter von 79 Jahren gestorben. Harald Keller