Moderne Arbeitssklaven unter sich

■ Gelungen biestig und wirklich komisch: Die amerikanische Büro-Sitcom „Die lieben Kollegen“, 0.00 Uhr, ARD

In den Reagan-Jahren der 80er, als in den USA die Yuppie-Mountains mit Handy, Filofax und Sonnenbrille erklommen wurden, war eine so respektlose Büro-Sitcom noch gar nicht denkbar. Sicher gab es Serien, die im Arbeitsalltag spielten. Aber keine spielte mit ihm.

„Die lieben Kollegen“ ist eine gelungen-biestige und komische Aufsteigerparodie. Matt Peyser, gespielt vom süßen Jungschauspieler Fred Savage, ist der Neue in der Firma „Upton/Webber“, von der man nie erfährt, was sie nun eigentlich herstellt. Matts Vorgesetzter ist ein hirnverbrannter Nichtsnutz, der einen Chefspruch nach dem anderen bringt („Hier gibt es keine Hierarchien. Setzen Sie sich. Auf den kleinen Stuhl“). Matts Kollegen haben also alle ihre eigenen, absurden Säcklein zu tragen. Mit strengen Worten vorangetrieben werden die Arbeiter vom weiblichen Bürofeldwebel Evelyn (Yvette Freeman): „Immerhin können Sie sich einen Feiertag aussuchen: den Martin-Luther-King-Gedenktag oder Jom Kippur.“

Ihren Witz haben sich die Produzenten Michael Davidoff und Bill Rosenthal als Drehbuchautoren für „Golden Girls“ und „Golden Palace“ angespitzt, und genau diese Art von respektloser Minder- und Mehrheitengeißelung blitzt, wenn auch nicht ganz so böse, bei den „Lieben Kollegen“ auf. Mit seinfeldmäßigen schnellen, musikalisch untermalten Ortswechseln und netten Einfällen wie der zwischengeschalteten „Upton/Webber“-Werbung wird das Tempo konstant gehalten, und manchmal erinnert die Albernheit der Szenerien an „Soap-Trautes Heim“ oder „Hammer“.

Vielleicht setzt diese Serie um den schnuckeligen Verlierer-Gewinner-Arbeitssklaven ja keine neuen Maßstäbe in Sachen Sitcom-Format, aber erfreulich ist eine so leichter Hand inszenierte Quatschsendung, die den amerikanischen Traum gagreich zerbricht, allemal. Zudem zeigt sie einmal mehr den schier unüberbrückbaren Abstand zwischen den bemühten deutschen und den freihändigen USA-Comedys. Jenni Zylka