Depression und Hoffnung

■ Von ihrem jüngsten Bosnien-Besuch berichtete am Montag in Bremen die Bundes-Ausländerbeauftragte Marieluise Beck (Grüne)

In nur zweieinhalb Stunden war Marieluise Beck wieder zurück in Bremen. Die Grüne Ausländerbeauftragte der Bundesregierung gab sich überrascht, wie schnell sie diesmal von Sarajevo nach Hause gelangte. „Früher hat man immer drei oder vier Tage gebraucht bis man von einer UNPROFOR-Maschinen, der ,may-be airlines' mitgenommen wurde“. Inzwischen fliegt die Lufthansa Sarajevo wieder direkt an.

Fünf Tage war die Politikerin in mehreren bosnischen Städten. Auf einer Pressekonferenz berichtete sie am Montag abend von ihrer Reise. „Vor zwei Jahren war auf dem Landweg von Tuzla nach Sarajewo alles zerstört“, erzählt sie. „Jetzt hat sich das äußere Bild deutlich verbessert.“

Insgesamt zog Beck eine positive Bilanz des bisherigen Wiederaufbaus in der Region. Entscheidend dafür sei die Unterstützung der „Brücke der Hoffnung“ – jene von Beck mitgegründete Organisation in Bremen, die seit 1993 Hilfstransporte durchführt. „Wir haben uns immer gleichberechtigt um alle drei Bevölkerungsgruppen gekümmert – das war eine ganz wichtige Botschaft“.

Problematisch aber sei immer noch die Situation der Flüchtlinge aus der Region Srebrenica. Von 70.000 Flüchtlingen sind bisher gerade mal 3.000 zurückgekehrt. „Ein Schneckentempo, das viele Helfer entmutigt“. Und solange die Rückführung im Inland nicht funktioniere, könnten auch die Flüchtlinge aus dem Ausland nicht zurück. „Das Land blutet aus“, urteilt Beck, „es fehlt an gut ausgebildeten jungen Lehrern und Ärzten, die im Ausland bleiben“. Gesellschaftlicher Zündstoff berge auch die Wohnsituation der Flüchtlinge. Viele Menschen leben in Ruinen, und sie setzten die Häuser nicht in Stand, weil sie nicht wissen, ob sie bleiben werden.

Der Krieg im Kosovo weckt in Bosnien Gedanken an das eigene Schicksal: „Die Grausamkeit und Brutalität hat man selbst erlebt“, sagt Beck. Kopfschütteln herrsche über die deutschen Zurückhaltung bei der Intervention. „Warum hat man bei uns so lange gewartet“, sei sie gefragt worden.

Angst hätten viele Menschen, daß nun die Hilfe in das Kosovo abgezogen werde. Erste wirtschaftliche Kontakte zwischen Serben und Bosniern wurden mit Beginn des Krieges sofort wieder abgebrochen. Trotzdem, so glaubt Beck, gäbe es in Bosnien die Hoffnung auf ein Ende von Milosovic. pipe