■ Cash & Crash
: „Ex-Fundi mit Sinn für Profit“ bringt Versiko an die Börse

Marktkenner behaupten schon lange, die Versiko Versicherungsvermittlungs AG sei ein stinknormaler Finanzdienstleister, der Versicherungen, Geldanlagen und Steuersparmodelle anbiete. Eben nur mit dem Öko-Kick für die inzwischen wohlhabenden Alt-68er und zahlungskräftige Jung-Grüne. Dazu paßt, daß es den „Ex-Fundi mit Sinn für Profit“ (so die Zeitschrift Impulse über Unternehmensgründer Alfred Platow) jetzt an die Börse zieht.

Nach gutem Wachstum im ersten Vierteljahrhundert will die Versiko AG noch im zweiten Halbjahr 1999 auf das umkämpfte Investorenparkett und dabei 30 Millionen Mark neue Mittel – möglichst zur Hälfte bei zufriedenen Kunden – einsammeln. 1998 erzielte die Versiko AG immerhin eine Bilanzsumme von mehr als 8 Milliarden und einen Bilanzgewinn von rund 700.000 Mark.

Für die ehrgeizigen Expansionspläne benötigen die Düsseldorfer Finanzdienstleister Geld, vor allem für den Ausbau einer eigenen Vertriebsstruktur, um künftig weitere Zielgruppen – nicht nur in Jute und Birkenstock-Sandalen – zu erschließen. Bisher hat vor allem die Rentenversicherung VersiRente auf dem grünen Markt der Altersvorsorge Furore gemacht. Mehr als ein Fünftel der eingesammelten Gelder investieren Platow & Co. in einen ökologischen Investmentfonds, den gemeinsam mit der Frankfurter Ökobank gegründeten „ökovision“.

Auch die anderen Versiko-Produkte weisen deutliche grüne Farbtupfer auf. So wird bei der fondsgebundenen Lebensversicherung VersiLife ausschließlich in drei Öko-Fonds Geld angelegt, und bei der Unfallversicherung VersiPlus erhalten Unfallopfer, die mit Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs waren, die doppelte Versicherungssumme ausgezahlt.

Inzwischen können die Versicherungen und Anlageprodukte von Versiko auch unter Preis- und Renditegesichtspunkten im Markt konkurrieren, so Pressesprecherin Susanne Fischer. Die Kooperationspartner der Versiko AG in der Finanzwelt nehmen den grünen Geldzwerg schon längst ernst, auch wenn die Gesprächspartner nicht im grauen Einheitszwirn auftreten und sich mit Bart und langen Haaren, in Jeans und Turnschuhen wohler fühlen.

Auch als Unternehmens-Realo hält Platow noch die alternative Fahne hoch – mit eigenem Koch für die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Düsseldorfer Zentrale, mit dem freitäglichen Frühstücksplenum von 8.30 bis 10.00 Uhr und dem einmal pro Woche nach Dienstschluß die Angestellten walkenden Masseur. Noch schafft die Versiko-Crew den spannenden Spagat zwischen den Welten, und Firmenchef Platow schätzt an seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor allem die „Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen“. Auch nach dem Börsengang soll sich an der ganzheitlichen Beratung für die Kunden, an transparenten Strukturen und ökologieorientierter Produktpolitik nichts ändern. Fehlen nur noch die neuen Aktionäre, die dieses Modell mittragen. Horst Peter Wickel