Spitzenamt für Speerspitze

■ Mangosuthu Buthelezi

Südafrikas neuer Vizepräsident steht bei seinem König in Ungnade. Goodwill Zwelithini, Herrscher über die rund acht Millionen Angehörigen des Zulu-Volkes, hatte seinem Onkel Mangosuthu Buthelezi nach einem Streit Hausverbot für seinen Palast erteilt. Als dieser kurz nach den Zwistigkeiten im Fernsehen mitverfolgte, wie der Sprecher des Königs ihn als „traditionellen Premierminister“ des Zuluherrschers für abgesetzt erklärte, stürmte er wutschnaubend vor laufenden Kameras in das Studio und fiel über den erschrockenen Repräsentanten her. Den Monarchen dürfte es wohl nicht sehr glücklich stimmen, daß der 70jährige Buthelezi heute als zweites Staatsoberhaupt der Kaprepublik vereidigt wird.

Der machthungrige Chef der Inkatha-Freiheitspartei (IFP) hat sich viele Feinde gemacht, und dennoch ist er in den Augen vieler eine Schlüsselfigur für Südafrikas politische Stabilität. Die Loyalität seiner Anhänger in der Provinz Kwa Zulu/Natal ist beachtlich – und gefährlich. Nur notdürftig versucht Buthelezi, seine regelmäßigen Gewaltandrohungen zu verschleiern. Als die südafrikanische Wahrheitskommission ihn beschuldigte, er habe politische Morde an Mitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) auf dem Gewissen, schäumte Buthelezi: „Wenn man das Land in Schutt und Asche legen will, soll man mich verhaften.“

Ex-Präsident Nelson Mandela hatte bereits versucht, Buthelezis Gemüt zu besänftigen, indem er ihn als Innenminister einbezog. Ein schwieriges Unterfangen, denn eigentlich war dieser erklärter Gegner von Mandelas ANC, andererseits mangelt es ihm durchaus nicht an Selbstbewußtsein. Selbstherrlich betont er immer wieder, daß König Cetshwayo, jener legendäre Herrscher, der im letzten Jahrhundert eine wichtige Schlacht gegen die britischen Invasoren gewann, sein Urgroßvater sei. Dieser Tradition fühlt sich Buthelezi, selbst verheiratet und Vater von sieben Kindern, verpflichtet. Als die weiße Regierung in Absprache mit dem schwarzen ANC 1992 beschloß, das Tragen traditioneller Waffen wie Speere und Stöcke zu verbieten, fühlte sich Buthelezi in seiner kulturellen Identität angegriffen und ließ den Zulu-Monarchen Zwelithini, den er damals noch geschickt für seine Ziele einzusetzen wußte, wissen: „Ihr Volk, Eure Majestät, ist bereit zu sterben, wenn es darum geht, sein Erbe zu schützen.“ Johannes Metzler