Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

The Acid House Großbritannien 1998, R: Paul McGuigan, D: Ewen Bremner, Jenny McCrindle

„Der Brite Irvin Welsh hat „Trainspotting“ verfaßt, was ihm zu Recht zu Ruhm und Ehre verholfen hat. Von Welsh stammen aber auch drei Short Storys von zweifelhafter literarischer Qualität, die jetzt angemessen verfilmt wurden – nämlich genauso schlecht. Und weil Welsh jetzt berühmt ist, darf er sogar in den drei pubertären Kurzfilmen, die unter dem Titel „The Acid House“ zusammengekoppelt wurden, völlig überflüssige Rollen spielen.“ (Der Spiegel) Filmstudio

American Cuisine Frankreich 1998, R: Jean-Yves Pitoun, D: Jason Lee, Eddie Mitchell

„Drehbuchautor Pitoun serviert bei seiner ersten Regie-Arbeit leichte kulinarische Komödienkost, nicht sehr pikant, aber ohne ungenießbare Klamaukeinlagen und überflüssigen Süßstoff. Hauptdarsteller Jason Lee kocht in Topform, er avanciert als amerikanischer Lehrling bei einem cholerischen Küchenchef im Feinschmeckerparadies Frankreich zum Spitzenkoch und Schwiegersohn. Dabei erhält man einen Eindruck vom streßreichen Arbeitsalltag in einer Drei-Sterne-Küche.“ (tip) UFA-Palast

Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John

„Und? Ist der Film gut? Sagen wir mal so: Richtig schlecht ist er nicht. Als von den Trickfilmen gebannter Fan wird man eindeutig angenehm überrascht. Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller – neben den Titelhelden vor allem Gottfried John mit aufgesetztem Römerzinken als Caesar und Roberto Benigni als Intrigant Destruktivus – brauchen sich nicht hinter den Kollegen von „Familie Feuerstein“ zu verstecken. Auch fliegen die Leginonäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre immer ausgemalt hatte ... aber genau da, bei den special effects, muß die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks – etwa der mit dem Elefanten in der Arena – sehen wirklich zu hausbacken aus, da erwartet der verwöhnte Kinogänger Ende der 90er Jahre von einer internationalen Großproduktion deutlich bessere Effekte, zudem es am Geld offenbar nicht gefehlt hat. Dringend muß auch die Inszenierung bekrittelt werden, die über weite Strecken flau und seltsam lustlos daherkommt, als habe es Regieroutinier Claude Zidi allemal ausgereicht, die hübsch verkleideten Darsteller in den wunderschön aufgebauten Sets ihre Figuren ins Bild zu bringen und die allseits bekannten Zeilen aufsagen zu lassen.“ (Zitty) CinemaxX, UT-Kinocenter, Schauburg

Auf den Ersten Blick USA 1999, R: Irwin Winkler, D: Val Kilmer, Mira Sorvino

„An diesem Film scheint das Rezept perfekt erdacht zu sein, allein die Umsetzung läßt das Werk gnadenlos in kunstloser Mittelmäßigkeit versinken. Seltsamerweise läßt sich so etwas in der Regel schon bei den ersten Takten der Filmmusik vorhersagen, die hier, noch beim Vorspann, in einer Weise akustisch Zuckerwatte auslegt, die das Schlimmste befürchten läßt. Das Konzept setzt auf zwei Schaupielstars und eine Story des Nervenarztes und Erfolgschriftstellers Oliver Sacks. Dessen Geschichte „To See and Not See“ basiert auf einem wahren Fall und handelt von einem seit frühester Kindheit Blinden, dem operativ das Augenlicht wiedergegeben wird. Mira Sorvino, die ja wahrlich zu nuancierter, sensibler Darstellung fähig ist, stolpert hier meist unglücklich wie eine aufgedonnerte und zugeschminkte Mischung aus Monica Lewinsky und Hillary Clinton durch den Set, und Val Kilmer chargiert meist sehr grob, wenngleich ihm das ständig deplazierte Dauerlächeln Blinder immerhin gut gelingt. Wer an der Story Interesse hat, sollte also lieber auf Oliver Sacks Buch „Ein Anthropologe auf dem Mars“ zurückgreifen, in dem sie veröffentlicht ist.“ (epd-film) UT-Kinocenter, Ziegelhof-Kino (Ol)

Auf die stürmische Art USA 1999, R: Bronwen Hughes, D: Ben Affleck, Sandra Bullock, Maura Tierney

„Der Spießer Ben ist auf dem Weg zu seiner Hochzeit, doch das Flugzeug hat eine Panne. Und während Bens Braut ungeduldig im beschaulichen Savannah wartet, muß der Zukünftige auf seiner Anreise Prüfungen aller Art bestehen: Naturkatastrophen, Männerstrip und vor allem die Bekanntschaft mit der verführerischen Sarah, einer Frau mit frecher Klappe und wundem Herzen. Diese modisch aufgemotzte Screwball-Komödie witzelt mit angezogener Handbremse, doch den Hauptdarstellern Ben Affleck und Sandra Bullock gelingen ein paar funkelnde Momente.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kinocenter

B

Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club

Nun ist es mit Wim Wenders schon so weit gekommen, daß es ein Lob ist, wenn man sagt, sein neuer Film würde überhaupt nicht wie ein Film von Wim Wenders aussehen. Der einstige Hoffnungsträger des deutschen Films hatte sich scheinbar endgültig in den Elfenbeinturm zurückgezogen, aber nun holt ihn sein Leib- und Magenmusiker Ry Cooder wieder ins wirkliche Leben zurück. Er lieferte Geschichte, Personal, Drehorte und Musik – Wim Wenders brauchte wirklich nur die Kamera draufzuhalten. So gehört der Film ganz und gar dem „Buena Vista Social Club“, einer Gruppe von über siebzig Jahre alten kubanischen Musikern, die alle schon ihre Karrieren beendet hatten und ärmlich als Schuhputzer oder Hausmeister ihr Leben fristeten. Ganz zufällig brauchte Ry Cooder vor einigen Jahren in Havanna ein paar kubanische Musiker für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück, nahm die Platte „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf, und diese wurde überraschend ein großer internationaler Erfolg. So zeigt der Film etwa den 92jährigen Compay Segundo, der stolz über seiner brennenden Havanna verkündet: „Ich rauche seit 85 Jahren.“ Oder den Pianisten Ruben Gonzales, der an Arthritis litt, zehn Jahre lang an keinem Klavier gesessen hat und nun auf dem Steinway wunderbar jazzig improvisiert. Die Stimme des 71jährigen Ibrahim Ferrer (Kubas Nat King Cole) mag manchmal ein wenig brüchig klingen, aber gerade dadurch schwingt in ihr die ganze Kultur des kubanischen „Son“ mit. (hip) Schauburg, Casablanca (Oldenburg)

Der Bremen-Film 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz

In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, importiert, exportiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Verkaufsständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton daherredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. (hip) Schauburg

C

Cool to be Celtic Deutschland 1999, R: Marcus Behrens, Ian Watson / Originalfassung ohne Untertitel

„Der Film beschäftigt sich mit der Musikszene der letzten 30 Jahre in Irland und Nordirland. Der in Derry geborene Komponist und Produzent Phil Coulter, die aus Dublin stammende Eleanor Mcevoy, der in seine Heimantstadt Belfast zurückgekehrte Autor Glenn Patterson und der berühmte Kameramann und Produzent John T. Davis sind nur einige von den Personen, die in diesem Film über „ihr“ Irland erzählen.“ (Prospekt: Beyond the Green Fields) Kino 46

D

Dancing at Lughnasa Irland/Großbritannien 1998, R: Pat O'Connor, D: Meryl Streep, Michael Gambon / Originalfassung mit Untertiteln

„Meryl Streep als älteste von fünf Schwestern, die sich im ärmlichen Irland des Jahres 1936 mit dem kleinen Sohn der jüngsten in einem Bauernhaus durchschlagen. Als der Vater des Jungen und auch noch der überdrehte Onkel aus „Maaerika“ eintreffen, gerät die kleine Gemeinschaft aus der Balance. Sympathisch gespielter Kostümfilm, der durch seine gefällige Inszenierung und eine weichzeichnerische Ästhetik allerdings reichlich banal gerät.“ (tip) Kino 46

The Dead USA 1987, R: John Huston, D: Anjelica Huston, Donal McCann, Rachael Dowling / Originalfassung ohne Untertitel

An der Oberfläche passiert nicht viel in diesem Film: Im Dublin des Jahres 1904 organisieren die ältlichen und vornehmen Schwestern Kate und Julia wie jedes Jahr zum Dreikönigstag ein großes Fest. Es wird gesungen, getanzt und geschwatzt, und bei einem köstlichen Festmahl gibt es eine Tischrede, geistreiche Gespräche und geistreiche Getränke für die Herren. Doch langsam und fast unmerklich ändert sich die Atmosphäre : die heitere Schilderung einer irischen Idylle wird zum melancholischen Gleichnis. Huston bezeichnete James Joyce als den einflußreichsten Dichter in seinem Leben. Er hat die letzte Erzählung aus den „Dubliners“ voller Respekt verfilmt, nur wenige Szenen wurden hinzugefügt und es ist verblüffend, daß auch sehr cinematografische Einstellungen exakt den Textstellen entsprechen. Auch wenn der Film in einem amerikanischen Studio gedreht wurde, hat er nichts von Hollywood an sich. Huston, der viele Jahre in Irland gelebt und gearbeitet hat, schuf in seinem letzten Film ein wahrhaftiges und wunderschön wehmütiges Irland der Vergangenheit. (hip) Kino 46

Dich kriegen wir auch noch USA/Kanada/Australien, R: David Nutter, D: James Marden, Kathie Holmes

„Wie Robert Rodriguez' „The Faculty“ verknüpft auch David Nutters Thriller Elemente des Teenager-Horror-Kinos mit dem Science-fiction-Genre. Der Film kombiniert gar nicht ungeschickt das alte Horror-Motiv von den Schönen und Eitlen als den wahren Monstern mit dem Sci-fi-Topos von der Fremdbestimmung des Menschen. Dabei scheinen Nutter und der versierte Drehbuchautor Scott Rosenberg mit dem Film, der bereits im letzten Sommer in den USA lief, auf merkwürdige Weise eine dunkle Stimmung unter amerikanischen Teenagern am Ende des Jahrtausends eingefangen zu haben: die Angst vor den allzu Normalen, die Paranoia vor den allzu Korrekten. die einfache, eigentlich sympathische Geschichte von den Underdogs und Andersartigen, die sich zur Wehr setzten gegen saubere, grausame Streber, wirkt heute gesehen, nach dem Massaker von Littleton, bei dem zwei rasende Außenseiter ihre Mitschüler, vor allem Sportler, getötet haben, düster und bedrückend.“ (epd-film) CinemaxX

E

Elizabeth Großbritannien 1998, R:Shekar Kapur, D: Cate Blanchett, Chrsiopher Eccleston, Geoffrey Rush

Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Filmstudio

G

Geiselfahrt ins Paradies Deutschland 1998, R: Hans-Erich Viet, D: Hubertus Hartmann, Gesine Badenhorst, Armin Rohde

„Hans Erich Viet ist ein genauer und liebevoller Beobachter des Lebens auf dem flachen Land im Norden Deutschlands. Auch sein neuer Film spielt unter den Menschen, die die Weite des Horizonts mit einem geradzu finnischen Leidensdruck gestraft hat. „Geiselfahrt ins Paradies“ ist ein Road-movie, die Geschichte einer Flucht: Hubert arbeitet in einer Schnapsfabrik und träumt davon, eines Tages nach China zu fahren, um dort seine Braut zu heiraten. Doch als er entlassen wird, zerschlagen sich seine Pläne. Sein einziger Ausweg scheint der Überfall auf eine Lotto-Annahmestelle zu sein, der ihm allerdings nur mit Hilfe der Angstellten gelingt. So hat er nicht nur 40000 Mark erbeutet, sondern quasi auch noch eine Familie, denn die Angestellte bringt noch ihre zehnjährige Tochter zur Flucht mit. Das Trio landet auf einer Nordseeinsel in einem kleinen Hotel, verfolgt von der Polizei und dem Besitzer der Lotto-Annahmestelle.“ (epd-film) Kino 46

Das große Krabbeln USA 1998, R: John Lasseter

„Der zweite komplett computeranimierte Walt-Disney Film. Ein Volltreffer. Der Überlebenskampf einer Ameisenkolonie wird witzig erzählt, die Animationen sind ein technisches Wunderwerk. Regisseur John Lasseter hat es genau richtig gemacht: kein Animationsfilm für Erwachsene, sondern ein Märchen, um das die Eltern ihre Kinder beneiden.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, Wall-Kino (Ol)

Der Guru USA 1998, R: Stephen Herek, D: Kelly Preston, Eddie Murphy, Jeff Goldblum

„Nach Riesenerwartungen in den USA gnadenlos gefloppt: Eddie Murphy wandelt als philosophischer Kaftan-Träger und liebe Nervensäge durch einen Teleshopping-Live-Sender, rettet die Quote und bringt den gestreßten Programmchef auf den Pfad der wa(h)ren Werte. Leider will es nicht so recht gelingen, die verhohnepipelte Welt der Waren und Werbespots von den Reißbrett-Filmfiguren zu unterscheiden.“ (tip) CinemaxX, UT-Kinocenter

H

Himmel ohne Sterne Deutschland 1955, R: Helmut Käutner, D: Erik Schuhmann, Georg Thomalla, Horst Buchholz

"Helmut Käutners 1955 gedrehter Film über die „widernatürliche“ Grenze quer durch Deutschland, sinnfällig gemacht an der tragischen und tödliche endenden Geschichte der Liebe zwischen einer Fabrikarbeiterin aus dem Osten und einem Grenzschutzbeamten aus dem Westen. Ausgezeichnet fotografiert, gut gespielt, doch ungleichwertig in der Gestaltung und mit einem prätentiösen Dialog belastet.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

Holy Man USA 1998, R: Stephen Herek, D: Eddie Murphy, Kelly Preston, Jeff Goldblum / Originalfassung ohne Untertitel

Originalfassung und -titel von „Der Guru“. Kurzverriß siehe dort.UFA-Palast

I

Ich weiß immer noch, was Du letzten Sommer getan hast USA 1998, R: Danny Cannon, D: Jennifer Love Hewitt, Freddy Prinze Jr.

„Kein klassisches Genre ist so anfällig für Fortsetzungen wie der Horrorfilm, man denke nur an „Halloween“ und Freddy Krüger. Da man die Leiche des Fischmantel-tragenden Enterhaken-Killers in „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“ nie gefunden hat, sind die Alpträume von Julie, der adretten Überlebenden aus Teil I, nicht unbegründet. Aber war schon der ersten Teil alles andere als eine Neuerfindung des Genres, so erleben wir hier die üblichen Morde inklusive Buh-Effekt – schön einer nach dem anderen und zwischendurch auch ziemlich blutig. Ironie sucht man hier genauso vergebens wie dramaturgische Kniffe.“ (Zitty) CinemaxX

Idioten Dänemark 1998, R: Lars von Trier, D: Bodil Jorgensen, Jens Albinus

„Bei Fans von „Breaking the Waves“, die sich mehr von dem Gleichen erhoffen, wird „Idioten“ einen Schock auslösen. Eine Gruppe von jungen Leuten benimmt sich während ihres Urlaubs wie geistig behinderte Patienten. Dies führt zuerst zu drastischen Konfrontationen mit der Außenwelt und dann zu verhängnisvollen inneren Konflikten, nachdem eine tatsächlich verwirrte junge Frau sich der Gruppe anschließt. Ganz und gar originell in Stil und Struktur (dabei streng dem Dogma 95 folgend) und schockierend sowohl in seiner Mißachtung der politisch korrekten Konventionen Behinderten gegenüber, wie auch in der Darstellung von Gruppensex, riecht der Film dann doch zu sehr nach einer Theater-Werkstatt, um wirklich radikal zu provozieren.“ (Sight and Sound) Cinema

K

Korea Irland 1995, R: Cathal Black, D: Donal Donnelly, Andrew Scott / Originalfasung mit Untertiteln

Durchweg gelungen ist der irische Film mit dem seltsamen Titel „Korea“. In ruhigen Einstellungen wird hier von einem Vater-Sohn Konflikt im Irland der 50er Jahre erzählt. Viele ausgewanderte, junge Männer aus dem Dorf kämpfen für die USA in Korea, für die Gefallenen wird eine beachtliche Entschädigung gezahlt, sodaß einige irische Familien plötzlich durch den Tod eines Sohnes zu Kriegsgewinnlern werden. Der verbitterte John Doyle will seinen Sohn auch nach Amerika schicken, doch diesen halten die Liebe und die Angst vor dem Tod zurück, sodaß er lernen muß, sich gegen den harten alten Mann zu behaupten. Alle bekannten Themen aus der irischen Geschichte wie Armut, Bürgerkrieg, Auswanderung, Katholizismus und Haß auf die Engländer werden hier in sehr intensiven und wahrhaftig wirkenden Szenen vereint. So sieht man etwa, vielleicht zum ersten Mal überhaupt im Kino, wie die Männer im Pub nicht nur saufen und singen, sondern als Dorfgemeinschaft zusammenkommen, sodaß diese Szenen an archaische Stammestreffen erinnern. (hip) Kino 46

L

Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly

„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, daß er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen, angeführt von dem regen Jackie O–Shea, den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann. Mit seinen skurrilen Gestalten, grandiosen Gesichtern und unbezahlbarem Witz erzählt Regiseur Kirk Jones eine Geschichte aus dem Leben, voller Herz und natürlich mit einem tiefen Blick in menschliche Abgründe. Doch wer würde nicht sein Glas auf das Wohl von Ned Devine erheben, dem mehrfachen Lottomillionär?“ (TV-Spielfilm) Filmstudio, Casablanca (Ol)

Last of the High Kings Irland 1995, R: David Keating. D: Gabriel Byrne, Jared Leto, Stephen Rea / Originalfassung mit Untertiteln

„Teenieschwarm Jard Leto spielt Frankie, der im Dublin der 70er die üblichen Pubertätswirrungen erlebt: Sex mit älteren Mädchen, Trauer um Elvis und das bange Warten auf die Schulabschlußnoten. Dazu gibt's das entsprechende irische Typenarsenal: die rothaarige, fanatisch-katholische Mutter, die ihre protestantischen Nachbarn beschimpft, den gebildeten Taxifahrer, den scheinheiligen Politiker. Mehr als pittoresk ist das alles leider nicht.“ (tip) Kino 46

Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Benigni, Nicoletta Braschi

„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen, jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerie und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (NZZ) UT-Kino, Atlantis, Ziegelhof-Kino (Ol)

Der Legionär USA 1998, R: Peter MacDonald, D: Jean-Claude Van Damme

„,Seine Zukunft heißt vergessen' empfiehlt der Untertitel zu dieser ,langerwarteten' Kolaboration zwischen ,Rambo III'-Regisseur Peter MacDonald und ,Universal Soldier' Van Damme. Ist uns nur recht, vergessen wir's!“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

Lola und Bilidikid Deutschland 1998, R: Kutlug Ataman, D: Grandi Mukli, Erdal Yildiz

„Bili ist ein schwuler türkischer Macho und liebt die türkische Transe Lola. Daß ein türkisches Transvestitenmilieu in Berlin überhaupt existiert, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Atamans Film schreit es in aller Buntheit heraus und liefert die damit verbundenen Konflikte, Schizophrenien und Surrealitäten bis in die Nebenrollen gleich mit. Ein Bazar aus Komödie, Melodram, Blutrauschkrimi, Coming-Out-Film und Utopie - mit Erdal Yildiz als strahlendem Märchenmacho mit Realitätsverlust.“ (tip) Cinema

M

The Matchmaker USA 1997, R: Mark Joffe, D: Janeano Garofalo, David O'Hara, Denis Leary / Originalfassung mit Untertiteln

„Liebeskomödie mit einer fast inflationären Fülle von irisch schrulligen Gags. Wahlkämpferin Marcy soll für ihren dümmlichen Bostoner Senator nach Irland reisen, um dort seine angeblich irische Ahnentafel auszukundschaften. Ihre Nachforschungen werden manipuliert und behindert von einem dort gerade stattfindenden Heiratsvermittlungsfestival. Die Eigendynamik aus Kuppelei und balzenden irischen Verehrern wirft die genervte Amerikanerin plötzlich selbst mitten ins Liebeschaos.“ (tip) Kino 46

Matrix USA 1999, R: Andy & Larry Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne

„Dieser Science-Fiction-Film war einer der Frühjahrshits in den USA und katapultierte Hauptdarsteller Keanu Reeves trotz gewohnt hölzener Leistung in die Zwölf-Millionen-Dollar-Klasse. Die Story bedient sich bei Mythen der Filmgeschichte, plündert „Alien“ ebenso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computer-Simulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus (Laurence Fishburne) kämpft gegen die Versklavung. Der Clou des Films sind die mitreißenden Kung-Fu-Choreographien und sensationelle Special Effects. Nach „Matrix“ werden Action-Filme anders aussehen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Gloria (Del), Wall-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede)

Meine Heldin Frankreich 1998, R: Cédric Kahn, D: Sophie Guillemin, Charles Berling

„Je mehr sich Universitätsphilosoph Martin gegen die sexuelle Obsession wehrt, die er für die 17jährige Célilia entwickelt, desto tiefer gerät er hinein. Mit komödiantischer Kunst widmet sich der Film dem männervernichtenden Sog aus jugendlicher Langweiligkeit und sexuellem Gleichmut.“ (tip) Cinema

Mein Freund Joe Irland/Deutschland/Großbritannien 1996, R: Chris Bould, D: Schuyler Fisk, John Cleere

"Den Blauen Bären der Kinderjury der Berlinale 1997 gewann „Mein Freund Joe“. Ein Film über ein Zirkusmädchen, das gezwungen wird, sich als Junge auszugeben. Er hat den Kindern gut gefallen, weil – so die Begründung – „er eine echte Freundschaft gezeigt hat“. Diese hält auch in schweren Zeiten. Die Mischung aus Spannung, Traurigkeit und Witz ist dem Regisseur gut gelungen.“ (epd-film) Kino 46

Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit Deutschland 1998, R: Marc Rothemund, D: Christoph Walz, Ann-Kathrin Kramer

„Ein Tag und eine Nacht im Leben von einem Dutzend MünchnerInnen, die uns der Titel allen Ernstes als „Großstädter“ verkaufen will. Den frivolen Höhepunkt markiert gestohlene Reizwäsche. Freundloser, aber betriebsamer Frohsinn ganz in der Tradition von Heinz Rühmann und Marika Röck.“ (tip) Filmstudio

Mifune (Dogma 3)Dänemark 1998, R: Soren Kragh-Jacobsen

Der dritte Film nach „Das Fest“ und „Idioten“, der nach dem Dogma einiger dänischer Filmemacher gedreht wurde, ist eindeutig der unterhaltsamste und unangestrengteste. Kragh-Jacobsen muß scheinbar nicht mehr wie Thomas Vinterberg und Lars von Trier etwas beweisen, und so geht er mit den Spielregeln (nur Handkamera, kein künstliches Licht, keine melodramatischen Effekte, keine Filmmusik usw.) sehr spielerisch um, bricht auch manchmal das Dogma souverän. Die Geschichte vom Yuppie, der auf dem elterlichen Bauerhof bei seinem geistig behinderten Bruder das wahre Leben und die Liebe findet, ist witzig, originell und mit viel Mitgefühl erzählt. Als Zugabe gibt es noch ein Orgasmusgebrüll, das Meg Ryan in „Harry & Sally“ dezent und keusch klingen läßt. (hip) Schauburg

Mr. Nice Guy USA 1998, R: Samo Hung, D: Jackie Chan, Richtard Norton

„Abgehobene Prügeleien, waghalsige Verfolgungsjagden und viele schmerzhafte Stunts diesmal in Melbourne. Jackie Chan läßt nichts anbrennen. Die bescheidene Handlung sowie das Fehlen überzeugender Schauspieler stört etwas, aber es geht um Action. Faust-Fecht-Fans werden zufrieden vor der Leinwand hocken und zucken, ja bestimmt auch über die blöden Witzchen lachen. Viel Spaß, Jungs.“ (tip) CinemaxX, Ufa-Palast, Passage (Del)

Die Mumie USA 1999, R: Stephen Sommers, D: Brendan Fraser, Rachel Weisz

„Das Remake des Universal-Klassikers „Die Mumie“ von 1932 orientiert sich leider zu sehr am heutigen Abenteuerfilm. Trotz stimungsvoller Horror-Elemente und spektakulärer Spezial-Effekte wird der Film durch nervige komödiantische Einlagen verwässert. Man wird zwar unterhalten, aber nie erschreckt.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lichtspielhaus (Del), Wall-Kino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen), Solitaire (Westerstede)

N

Nothing Personal Irland 1995,R: Thaddeus o'Sullivan, D: Ian Hart, John Lynch / Originalfassung ohne Untertitel

„Betrachtet man im Vergleich mit anderen Filmen des Festivals von Venedig 1995 den „besten Nebendarsteller“ Ian Hart aus dem irischen Film „Nothing Personal“, der einen frenetischen protestantischen Killer im Belfast des Jahres 1975 spielt, ein B-Picture in peinlicher Schwarzweißmalerei, eher ein Lückenbüßer denn ein echter Wettbewerbsbeitrag, wird das Qualitätsgefälle besonders deutlich.“ (epd-film) Kino 46

O

Der Onkel vom Mars USA 1999, R: Donald Petrie, D: Jeff Daniels, Christopher Lloyd

„Slapstick um einen notgelandeten Marsbewohner, der das Liebesleben eines Reporters in die richtige Bahnen lenkt. Der Film huldigt zweifach einer schlechten Tradition: aus Sixties-Kultserien mißratene Kinofilme machen und in die Handlung ohne dramaturgische Notwendigkeit (gelungene) Spezialeffekte einzubauen. Hätte man auf die Konstruktion der Geschichte soviel Wert gelegt wie auf den technischen Aspekt, wäre das Ganze vielleicht etwas komischer ausgefallen.“ (tip) CinemaxX, Passage (Del)

P

Patch Adams USA 1998, R: Tom Shasyac, D: Robin Williams, Monica Potter

„Sage noch einer, nur deutsche Studenten wären zu alt: Robin Williams, 46, Hollywoods wandelndes Helfersyndrom, spielt den Medizinstudenten Patch, der kranken Kindern den Clown macht und seine Professoren zum Narren hält. Aber auch die Zuschauer nimmt der Film offenbar nicht für voll: Einen kauzig-liebenswerten Gutmenschen kann Williams inzwischen auch unter Narkose spielen, und das Drehbuch krankt an einer Überdosis Pathos.“ (Der Spiegel) Filmstudio

Place Vendôme Frankreich 1998, R: Nicole Garcia, D: Catherine Deneuve, Emmanuelle Seigner, Jean-Pierre Bacri

„Eine notorische Alkoholikerin verläßt nach dem Freitod ihres Mannes das Sanatorium und übernimmt überraschend das Juweliergeschäft an der Place Vendôme, das nur noch durch den Verkauf der letzten hochkarätigen, allerdings gestohlenen Diamanten vor dem Konkurs bewahrt werden könnte. Bald hat sie denn auch alle Feinde im Schlepptau und trifft gute alte Freunde wieder. Der drehbuchlastige und allzu verwickelte dritte Spielfilm Nicole Garcias, der eigentlich ein Krimi sein will, wird von einer hervorragenden Catherine Deneuve getragen. Ihre facettenreiche Charakterstudie einer alternden Frau, die sich zu neuer Selbstständigkeit aufrafft, schlägt auch eine Bresche in die Scheinwelt des mondänen Ambientes.“ (Neue Zürcher Zeitung) Atlantis

Pünktchen und Anton Deutschland 1998, R: Caroline Link, D: Elea Geissler, Max Felder, Juliane Köhler

„Mit ihrem Kino-Debüt „Jenseits der Stille“ wurde die Regisseurin Caroline Link für den Oscar nominiert. Das wird diesem Film nicht passieren. Zu niedlich die Kinderdarsteller, zu altbacken die Kästnerschen Scherze und Charaktere. Die „German Classics“ von Sat 1 lassen grüßen. Schade, denn mit den Mutterfiguren Juliane Köhler und Meret Becker beweist Link, daß sie moderne Charaktere zeichnen kann.“ (Der Spiegel) CinemaxX, Filmstudio, Lindenhof (Wildeshausen)

R

Reine Nervensache USA 1999, R: Harold Rami, D: Robert DeNiro, Billy Crystal

„Der New Yorker Mafia-Boß Paul Vitti (Robert DeNiro) hat urplötzlich unerklärliche Hemmungen bei der Ausübung seiner kriminellen Tätigkeit. Durch Zufall gerät er an einen Psychoanalytiker (Billy Crystal), von dem er sich Heilung erwartet. Das Reich der Paten und Goodfellas kollidiert in Harold Rami's Komödie mit dem Stadtneurotiker-System. Aus diesem culture clash zweier geschlossener Gesellschaften entwickelt sich konsequent der allerschönste Wahnwitz. Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann.“ (tip) Gondel, CinemaxX, UFA-Palast, Ziegelhof-Kino (Ol)

Die rote Hand von Ulster Deutschland 1998, R: Hans-Erich Viet

„Der Dokumentarfilm betrachtet den Nordirland-Konflikt aus protestantischer und aus katholischer Sicht. Zunächst widmet er sich dem Umfeld der paramilitärischen Ulster Volunteer Force, die in den 60er Jahren begann, in Belfast Bombenanschläge durchzuführen, um sie der damals quasi nichtexistenten IRA zuzuschreiben. Im zweiten Teil wird die Entwicklung der katholischen Terrororganisation dargelegt. Abschließend wird über die protestantischen „Orangisten“ berichtet. Sie marschieren durch katholisches Wohngebiet, um des Sieges über die Katholiken zu gedenken. Die Folge sind fast immer heftige Straßenschlachten.“ (arte-Magazin) Kino 46

Rugrats – Der Film USA 1998, R: Norton Virgien, Igor Kovalyov

„Im US-Slang nennt man Babys Rugrats. Auch sonst ist dieser Comic ein Phänomen, das nur Amerikaner verstehen. Die „Rugrats“ sind in den USA ein Kinohit. Bereits am ersten Wochenende spielte die Story um eine Sandkasten-Clique, die sich im tiefsten Wald verirrt, 28 Millionen Dolar ein und ließ den Konkurrenten „Schweinchen Babe in der großen Stadt“ in der Versenkung verschwinden. Ganz Amerika ist süchtig nach den Abenteuern einer Handvoll sprechender Babies. Den Rest der Welt wird die Faszination für „Rugrats“ wohl kaum packen. Zu grob sind die Szenen animiert, zu quiekig die Babystimmen, zu aufdringlich die Songeinlagen. Aber vor allem sind die kleinen Racker hierzulande durchs Fernsehen kaum bekannt geworden.“ (Cinema) CinemaxX, UT-Kinocenter, Passage (Del)

S

Schritte der Achtsamkeit Schweiz 1997, R: Thomas Lüchinger

„Der Film dokumentiert die Reise des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh durch Indien, wo er predigt und Übungen zur Selbstbesinnung demonstriert. Der im französischen Exil lebende Vietnamese lehrt eine praktische Methode der Meditation und Bewußtseinserweiterung.“ (tip) Cinema

Scream Special USA 1995/97, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, David Arquette

Die beiden Teenieschoker „Scream I & II“ von Wes Craven im Doppelpack zum Heiserschreien. CinemaxX

Serial Lover Frankreich 1998, R: James Huth, D: Michelle Laroque, Albert Dupontel

„Gleich drei Liebhaber hat die attraktive Claire am Vorabend ihres 35. Geburtstages zum Essen eingeladen mit dem Ziel, die Anzahl aufs monogame Normalmaß zu reduzieren. Wie sich bald zeigt, bietet Claires luxuriöses Appartment ungeahnte Möglichkeiten zufälliger Todesursachen. Innerhalb weniger Minuten kommen die Männer auf skurrile Weise ums Leben, und das Beziehungslustspiel mutiert in eine temporeiche, schwarze Komödie.“ (Bremer) Filmstudio

Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush

Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie gar nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Kein neunmalkluger Akademiker kann einem peinliche Fehler nachweisen, und man kann sich aus dem Barden einen schmucken, romantischen Helden zusammenbasteln. Genau dies taten die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard. Sie sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen. So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte (komplett mit Balkonszene, aber ohne zwei Leichen am Ende), die unglücklich endete, und aus der er sein Stück „Romeo und Julia“ zimmerte. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, daß man schnell mitgerissen wird. (hip) CinemaxX

Shall We Dance? Japan 1996, R: Masayuki Suo, D: Koji Yakusho, Tamiyo Kurosakari

Die Japaner sind, genau wie wir Deutschen, nicht gerade für ihren Humor bekannt. Aber in den später 80er Jahren entstanden mit dem Nudelepos „Tampopo“ und dem anarchischen „Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ Komödien in Nippon, über die auf der ganzen Welt gelacht werden konnte. In dieser Tradition steht auch „Shall We Dance“, der zudem den Vorteil hat, daß er sich über die in Japan allgemeine Verklemmtheit lustig macht. Shogei Sugiyama ist ein eifriger Büroarbeiter, ein typischer „salaryman“, der seine innere Leere still mit sich herumträgt, bis er abends im beleuchteten Fenster einer Tanzschule eine schöne, geheimnisvolle Fremde sieht. Er schreibt sich dort in einem Anfängerkurs ein, zuerst nur, um der melancholischen Tänzerin nahe zu sein. Aber langsam wird er vom Tanzfieber gepackt, und dieses treibt ihn schließlich dazu, Ruf, Beruf und Familie aufs Spiel zu setzten. Denn der Gesellschaftstanz wird seltsamerweise in Japan als unmoralisch verpönt. Die absurde Diskrepanz zwischen den anrührend keuschen Tänzern und dem Bild, das sich Sugiyamas Mitmenschen von dessen triebhaften Exzessen machen, ist in jeder Szene wieder neu komisch. Liebhaber von amerikanischen Tanzfilmen, die durch wirbelnde Glieder und akrobatische Schrittfolgen verwöhnt sind, werden die tanzenden Japaner vielleicht ein wenig schlicht und harmlos finden. Aber gerade daß sie in all ihrer Leidenschaft so brav und ordentlich bleiben, macht einem die Protagonisten von „Shall We Dance“ so sympathisch. (hip) Atlantis

Solo für Klarinette Deutschland 1998, R: Nico Hoffmann, D: Götz George, Corinna Harfouch

„Götz George spielt hier einen eifrigen, aber auch verzweifelten Polizisten, der lieber osteuropäische Prostituierte festnimmt, als sich zu Hause seinem aggressiven Sohn und seiner Ehemisere zu stellen. Vor allem aber ist er müde, ausgelaugt von 651 Morden in 21 Berufsjahren, wie er mit matter Stimme aus dem Off erzählt. “Solo für Klarinette“ ist bemerkenswert stilsicher, ein Thriller, bei dem nie die deutsche Komödie um die Ecke lugt.“ (epd-film) Filmstudio

Star Force Soldier USA 1998, R: Paul Anderson, D: Kurt Russell, Jason Scott Lee

„Was kann Kurt Russell bewogen haben, bei diesem kruden, aus der Filmgeschichte zusammengeklauten SF-Schrott mitzumachen? Mußte er vielleicht den neuen Pool anzahlen? Wir können nur hoffen, daß es das war.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UT-Kinocenter

Starkey Großbritanien/Frankreich 1998, R: David Caffrey, D: David Thewlis, Rachel Griffith

„Als unverbesserlichen Zyniker durften wir den Briten David Thewlis schon in Mike Leighs „Naked“ erleben. So paßt denn auch die Titelrolle des Nordirischen Starkolumnisten Dan Starkey bestens auf den Schauspieler. Starkey entspricht perfekt dem Klischee: Er säuft, geht ständig fremd und meckert in seiner Kolumne herum. Doch anläßlich der ersten Wahl eines nordirischen Premierministers will sein Chef positive Inhalte. Die kann Starkey nicht liefern, dafür versinkt er in einem Chaos aus Mord, Verrat und Korruption. Obwohl die Verfilmung des Romans „Divorcing Jack“ von Colin Bateman vollgestopft ist mit einer komplexen Geschichte, jeder Menge Überraschungsmomenten und viel schwarzem Humor, mag doch keine Begeisterung aufkommen. Die Hektik wirkt angestrengt, die Gags sind übertrieben, und auch David Thewlis bleibt eher blaß. Aber wenigstens kann dieser in der nahen Zukunft angesiedelte Streifen von sich behaupten, der erste nordirische Science Fiction-Film zu sein.“ (Zitty) Schauburg

T

Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner

„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien prduziert wieder „Lebensgefühl“ (taz) UT-Kinocenter / OmU im Casablanca (Ol)

V

Verlockende Falle USA 1999, R: Jon Amiel, D: Sean Connery, Catherine Zeta-Jones

„Nach seinem Fiasko in „Schirm, Charme und Melone“ variiert Sean Connery die Rolle des schottischen Verbrechers: Er ist der alternde Kunstdieb Robert („Mac“) MacDougal, der mit der attraktiven Newcomerin Virginia („Gin“) Baker (schlangenhaft: Catherine Zeta-Jones) den ultimativen Coup plant. Beide spielen mit gezinktem Karten, umgarnen, betrügen und verführen sich, und Connery überspielt souverän den Altersunterschied. Routinier Jon Amiel liefert einen soliden Thriller ohne Überraschungen.“ (Der Spiegel) CinemaxX, UT-Kino, Ufa-Palast, Passage (Del)

Der Verräter USA 1935, R: John Ford, D: Victor McLaglen, Heather Angel

"Den Hintergrund bildet das Dublin der „Sinn Fein“-Rebellion von 1922. Das Geschehen vollzieht sich im Laufe einer Nacht. Gypo, ein dumpfer Bursche, verrät seinen Freund Frankie für zwanzig Pfund und verursacht damit seinen Tod. Vor einem Rebellengericht beschuldigt er einen anderen. Diese schematisch angelegte Handlung diente Ford dazu, um seinen Helden eine Welt voll drohender Zeichen aufzubauen. Alles ist in ungewisses Zwielicht getaucht, Nebel behindern die Blicke, die Menschen wirken wie Ausdünstungen der Mauern. Dieser stilistische Rigorismus trug dem Film beim Erscheinen sein Ansehen ein, läßt ihn heute aber als veraltet erscheinen“ (Gregor/Patalas, Geschichte des Films) Kino 46

Very Bad Things USA 199, R: Peter Berg, D: Jon Favreau, Christian Slater, Cameron Diaz

„Ein paar nette Leute tun ein paar ganz böse Sachen: In dieser rabenschwarzen Mischung aus „Shallow Grave“ und „Blood Simple“ geht es so makaber zu, daß man es manchmal einfach kaum glauben mag. Wen wundert es da noch, daß eines der Spielchen auf der Homepage ein Puzzle mit abgetrennten Körperteilen ist. Dem Schauspieler Peter Berg ist es in seinem Regiedebüt mit viel Witz und noch mehr Mut zu krassen Szenen gelungen, einen fröhlichen Schocker zu servieren. Wenn er im Namen von Liebe und Vernunft so heilige Kühe wie Ehe, Freundschaft und Familie schlachtet, sollte einem eigentlich das Lachen im Halse steckenbleiben. Aber andrer Leute Pech ist hier des Kinogängers Freud. Sensible Naturen seien jedoch gewarnt, da sie sich dabei schlimm verschlucken könnten.“ (Filmecho) CinemaxX, Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

W

Die Weisheit der Krokodile USA 1998, R: Po-Chih Leong, D: Jude Law, Elina Löwensohn

„Stilvolle Vampire sind selten geworden. Der Hongkong-Regisseur Po-Chih Leong besinnt sich wieder auf die lasziven Tugenden des Genres. Seine Hauptfigur Steven Grlscz ist ein moderner Großstadtvampir: attraktiv, stilvoll gekleidet, intelligent, redegewandt, sexy. In der Londoner Damenwelt hat der gutaussehende Untote leichtes Spiel. Der Regisseur verbindet britische Gruseltradition mit dem modernen Stilwillen des Hongkong-Kinos. Aus der Kulisse des heutigen Londons filtert Kameramann Oliver Curtis exquisit-stimmungsvolle Bilder heraus. Auf Blut und Gewaltorgien kann hier verzichtet werden. Der Hauptgewinn des Films ist jedoch Jude Law, der seinen untoten Helden großzügig mit Eros und Charisma ausstattet.“ (Bremer) Filmstudio

Das weiße Zauberpferd Irland/USA 1993, R: Mike Newell, D: Gabriel Byrne, Ellen Barkin

„Drehbuchautor Jim Sheridan liefert nach „Mein linker Fuß“ eine seifige Geschichte vom Leben unter den Tinkern. Der ehemalige König der Travellers, Papa Riley, wird von dem Vorhaben, seinen Söhnen ein normales Heim zu bieten, abgebracht, nachdem Großvater Ward von seinen Reisen zurückkehrt und neben phantastischen Geschichten auch ein weißes Pferd mitbringt.“ (taz) Kino 46