Abschied, so angenehm wie möglich

Hamburgs Hospiz „Leuchtfeuer“ feiert einjähriges Bestehen  ■ Von Hubert Bätz

Der Bäcker von nebenan liefert kostenlose Brötchen, und 75 Ehrenamtliche helfen bei der Krankenbetreuung. „Hier in der Nähe haben wir sogar einen Friseur, der regelmäßig umsonst unsere Patienten frisiert“, berichtet Karin Kliche. Nach einem Jahr, weiß die Pflegeleiterin des Hamburg Leuchtfeuer-Hospizes auf St. Pauli, könnte die Unterstützung im Viertel kaum besser sein. „Oft sind es die kleinen Dinge, die das Mitgefühl zeigen.“

Das haben die Angehörigen der Schwerstkranken, aber auch die Krankenschwestern und PflegerInnen nötig. „Wer bei uns arbeitet, muß bereit sein, Grenzsituationen auszuhalten“, sagt Kliche und spricht von dem Gefühl der Ohnmacht, das die Helfenden unweigerlich überfällt, „wenn ein liebgewordener Patient stirbt“.

Seit genau einem Jahr betreut das Hospiz Aids- und KrebspatientInnen. Elf Frauen und Männer sind zur Zeit im ehemaligen Schwesternhaus des früheren israelitischen Krankenhauses untergebracht; 16 PflegerInnen kümmern sich rund um die Uhr um sie. Und genau in dieser „Philosophie, den Kranken den Abschied so angenehm wie nur möglich zu machen, liegt die Ursache für die angespannte finanzielle Situation des Hauses“, so Geschäftsführer Ulrich Brauns gestern.

„Eine gute Betreuung von todkranken Menschen ist sehr personalintensiv“, erklärt Brauns die Schwierigkeiten des Hospizes, das beinahe immer voll belegt ist und für das eine Warteliste existiert. 34 Männer und Frauen – Kinder werden in der Einrichtung der Aidshilfe nicht betreut – sind seit der Eröffnung des Hauses hier gestorben.

Die 350 Mark, die die Krankenkasse pro Tag und PatientIn an Pflegekosten zahlt, reichen, so Brauns, bei weitem nicht. „Die Krankenkassen vergleichen uns immer mit den Altersheimen, und das ist falsch“, kritisiert er. Denn die Hos-pizbewegung geht von allerhöchstens 16 Personen pro Einrichtung aus, sonst sei ein „selbstbestimmtes Sterben“ nicht mehr möglich. Statt der zehn Prozent Eigenbeteiligung, die Kassen von den Einrichtungen fordern, „tragen wir tatsächlich 37 Prozent“, rechnet er vor. Kosten für eine psychosoziale Betreuung der PatientInnen, für die Koordination von Ehrenamtlichen, für die Wäscherei, für die Hausreinigung und Nahrungsmittel seien im Kassensatz nicht enthalten. Laut Brauns brauchte Leuchtfeuer statt der gezahlten 350 Mark deshalb eher 550 Mark pro PatientIn.

Diese Lücke in der Finanzierung versucht das Hospiz über Spendenaufrufe oder durch Aktionen wie Verkäufe von Teddies am Welt-Aidstag zu schließen. „Bisher ist dies auch einigermaßen gelungen“, so Brauns. Größere Spenden wie etwa eine Erbschaft von 450.000 Mark seien aber die Ausnahme.

Spendenkonto: Kto.-Nr.: 66 66 66, BfG Bank, BLZ 200 101 11; Commerzbank, BLZ 200 400 00; Dresdner Bank, BLZ 200 800 00

Damit die HamburgerInnen die Arbeit des Hospizes kennenlernen können, lädt Hamburg Leuchtfeuer am Sonntag ab 11 Uhr zu einem Benefiz-Flohmarkt ein und stellt dasHaus in der Simon-von-Utrecht-Straße 4d vor.