Nie wieder die Selbstkontrolle verlieren

■ Ständig auf dem laufenden sein: Der Fahrradcomputer am Lenker macht's möglich

Chips, die Bausteine der Computer, begegnen uns in den verschiedensten Geräten im Alltag, so auch am Fahrrad. Dort hat der Computer längst den mechanischen Tachometer abgelöst – und seitdem werden am Lenker nicht nur Kilometer gezählt oder Geschwindigkeit angegeben. Je nach Ausführung sind noch viele weitere Daten abrufbar, etwa Durchschnitts- und Maximalgeschwindigkeit, Fahrtdauer, Uhrzeit, Tages- und Gesamtstrecke. Sogar ein Vergleich von aktuell gefahrener Geschwindigkeit zur Durchschnittsgeschwindigkeit, die Fahrzeit inklusive Pausen oder die Trittfrequenz (das ist die Anzahl der Pedalumdrehungen pro Zeit) können höherwertige Geräte errechnen.

Puristen, die nur das technisch Unabdingbare am Fahrrad dulden, mögen das für modischen Firlefanz halten. Andererseits sind sportlich ambitionierte Fahrradfahrer daran interessiert oder sogar darauf angewiesen, ihre Leistung zu kontrollieren. Und selbst bei Hobbysportlern geht der Trend offensichtlich zu soviel Kontrolle wie nur möglich.

Doch ob Computer oder Tacho – beide zählen zunächst einmal nur die Anzahl der Radumdrehungen. Diese multipliziert mit dem Radumfang ergibt die Länge der gefahrenen Strecke. Nach welcher Formel man dieser Größe – also den Radumfang – auf die Spur kommen kann, erklären zumeist nachvollziehbar die Beipackzettel der Computer. Auf alle Fälle braucht man dazu Felgendurchmesser und Reifenbreite. Beides ist seitlich auf jedem Reifen abzulesen.

Wer das geschafft hat, muß es unter Umständen noch häufiger tun. Nämlich immer dann, wenn die Bereifung gewechselt wird: Ein breiterer Reifen ist höher als ein schmalerer – der Durchmesser ist also dementsprechend größer. Bei einem 28-Zoll-Laufrad mit Tourenreifen (47 Millimeter breit) und einem mit Rennradreifen (23 Millimeter) kann das schon mal knapp fünf Zentimeter ausmachen. Bei 100 Kilometern beträgt die Abweichung dann bereits sieben Kilometer.

Gezählt werden die Radrunden von einem Sensor an der Gabelscheide und einem magnetischen Impulsgeber an den Speichen. Der Sensor gibt diese Daten weiter an den Computer am Lenker – meist über ein Kabel. Immer mehr setzen sich jedoch drahtlose Systeme durch. Ein kleiner Sender am Sensor funkt die Signale zum Empfänger. Das ist besonders sinnvoll bei Federgabeln, wo für das Ein- und Ausfedern ein entsprechend langes Kabel frei herunterhängen müßte. Drahtlose Systeme funktionieren inzwischen zuverlässig, brauchen aber für den Sender zusätzlich Energie in Form von Batterien.

Standard bei allen Modellen sind heute das automatische Ein- und Ausschalten und große, gut lesbare Ziffern. Die teureren Modelle haben in der Regel eine Energiesparschaltung, beim Batteriewechsel wird die Gesamtkilometerzahl kurzzeitig gespeichert. Zum Schutz vor Diebstahl sind alle Modelle mit einem Handgriff vom Halter abzuziehen.

Wem die Daten, die auf der Kilometerzählerei basieren, noch nicht reichen, könnte zum Brustgurt greifen. Der mißt die Herzfrequenz. Einige Ausführungen geben sogar Auskunft über den Kalorienverbrauch und sind in der Lage, die Daten zur Auswertung auf den heimischen PC zu überspielen. Grundsätzlich werden die Herzschlagdaten auf einen Empfänger am Handgelenk übertragen (womit auch Jogger und andere Sportler als Zielgruppe in Frage kämen) oder eben als Zusatzfunktion auf dem Fahrradcomputer angezeigt.

Speziell für die Kletterer unter den Radfahrern ist „Mounti“ gedacht. Er könnte all diejenigen glücklich machen, die unbedingt wissen wollen, wie steil der Berg ist, den sie gerade schwitzend erstrampeln. „Mounti“ ist eine leuchtend gelbe Wasserwaage für den Fahrradlenker und zeigt die Steigung in Prozent an. Ein echter Hingucker – wie wohl alle Kontrollinstrumente am Velo. Denn die Erfahrung zeigt: Wer sich für einen Computer am Fahrrad entscheiden hat, ist kaum in Lage, ihn mit Nichtbeachtung zu strafen. Selbstkontrolle kann womöglich süchtig machen. Peter Barzel