Press-Schlag
: Armer, armer Guido

■ Dem KSC steht ein weiteres Zweitliga-Jahr bevor, allerdings zum halben Preis

Die Antwort auf alle Fragen fand sich in den Augen von Guido Buchwald. Unendlich leer war der Blick des 38jährigen nach seinem letzten Spiel. Immer wieder wurde Buchwald vor Kameras und Notizblöcke gezerrt, um den Nichtaufstieg des Karlsruher SC zu erklären, und immer leerer und müder wurde dabei sein Blick. Nur die Wut auf Schiedsrichter Hartmut Strampe wollte in all dieser Zeit nicht müder werden. Nach einem Allerweltsfoul im Mittelfeld hatte der Referee dem bereits mit gelb vorbestraften KSC-Verteidiger Christian Kritzer die gelb-rote Karte entgegengestreckt, was sich am Ende als deutlicher Eingriff in den Ablauf des Spiels erweisen sollte. Denn bis dahin hatte der KSC mächtig gewirbelt im Sportpark von Erstligist (ja, das muß man nun schreiben) Unterhaching, schon nach 37 Sekunden konnte Rolf-Christel Guie-Mien die Gäste aus Baden mit dem 1:0 bis auf ein Tor an Liga eins heranschießen, der zweite Treffer, der beim Unentschieden von Ulm gegen Fürth die Karlsruher zum Aufsteiger gemacht hätte, lag mehrfach in der Luft. „ Wir hätten es geschafft“, faßte Guido Buchwald das Ausmaß der Katastrophe zusammen, „wenn der Schiri mehr Fingerspitzengefühl gehabt hätte.“ In der Tat kamen die leicht bierseligen Hachinger erst in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel – und schließlich zum 1:1-Ausgleich (79.) durch Rraklli, der alle Träume des KSC zunichte machte.

Den so fest angestrebten Aufstieg hat man aber keineswegs im letzten Spiel versemmelt. Das weiß auch Buchwald, der nun hinter den Schreibtisch des KSC-Sportdirektors rückt. „Ausschlaggebend waren die ersten fünf Spiele“, zog der Schwabe unter den Badenern Bilanz. Da hieß der Trainer noch Jörg „Feuerwehrmann“ Berger – und der KSC stand mit drei Punkten auf Rang 17. Als dann Rainer Ulrich das Kommando übernahm, war es schon zu spät, zumal er die Mannschaft erst ausmisten mußte.

Das ist denn auch die Erkenntnis, die sie beim KSC haben ziehen müssen aus Zweitligasaison eins: Daß sportlicher Erfolg sich nicht einfach kaufen läßt, auch nicht mit einem Saisonetat von rund 30 Millionen Mark. Und man hätte es kaum schöner formulieren können, als Rainer Ulrich es tat. Glückwünsche an Ulm und Unterhaching verteilte der KSC-Trainer, weil man bei beiden Teams habe sehen können, „wie man mit einem kleinen Etat und einer verschworenen Gemeinschaft große Ziele erreichen kann.“ Zumindest ersteres trifft ab nächster Runde auch für den KSC zu, jedenfalls ansatzweise: Auf 16 Millionen, also fast die Hälfte, soll das Budget zurückgeschraubt, dafür aber die Leistungsträger der jetzigen Elf gehalten und nicht allzu teuer verstärkt werden, beispielsweise mit Rückkehrer Manfred Bender. Schließlich hat man gelernt von Hachingen und Ulm, wie das Motto beweist, das Präsident Schmider für die nächste Runde hat. „Wir zählen in der kommenden Saison nicht unbedingt zum Favoritenkreis. Vielleicht wird das unsere Stärke.“ Frank Ketterer