Die Telefon-Preise purzeln bedächtig

■ Die „NordCom“ paßt ihre Preise an, weil erst 1.500 Privatkunden von der Telekom zum neuen Anbieter wechselten

Schon wenige Monate nach ihrem Start hat die regionale Telefon-Gesellschaft „NordCom“, eine Tochter der Bremer Stadtwerke, ihre Tarife angepaßt. Dies zeigt, wieviel „Luft“ noch in der Preisgestaltung auf dem Telefon-Markt ist, gleichzeitig hat aber offenbar der zögernde Kunden-Zuspruch ein kleines neues Zugpferd erfordert: Nur 1.500 Privatkunden waren bis zum 1. Juni zur NordCom gewechselt, wie Geschäftsführer Dirk Roedler gegenüber der taz erklärte.

Die Tarife für lokale Gespräche tagsüber bleiben bei sechs Pfennig die Minute, allerdings wird der als „lokal“ definierte Radius, der bisher die Stadt Bremen und die Stadt Bremerhaven umfaßte, auf die „50-Kilometer“-Zone ausgedehnt. In Zukunft gibt es bei NordCom zudem nur zwei Tarif-Zeiten: Alles was nach 18 Uhr passiert, ist schon „Nacht-Tarif“. Und da kostet die Minute fünf Pfennig im „Lokal-Bereich“.

Der Pferdefuß bei der NordCom war bisher der Bereich der Ferngespräche. Nach wie vor erlaubt das NordCom-System kein „Call by call“-Einwählen beim jeweils günstigsten Anbieter. Während die Tarife für „nationale“ Gespräche tagsüber bisher nur knapp unter den Telekom-Tarifen lagen, sind sie nun auf 16 Pfennig abgesenkt worden, nachts kostet die Minute nur sieben Pfennig. Insbesondere in der Telefon-intensiven Zeit zwischen 18 und 21 Uhr ist NordCom nun recht preiswert, aber wer tagsüber viele Ferngespräche führt, kommt über „Tele“ mit „01013“ auf zehn Pfenning tagsüber und fünf Pfenning nachts über die „01051“ sogar auf neun Pfennig herunter und wird nachrechnen müssen, ob sich der Umstieg auf NordCom lohnt.

„Natürlich müssen wir auch irgendwo unser Geld verdienen“, erklärt Geschäftsführer Dirk Roedler die Mischpreis-Kalkulation. Berücksichtigen muß man dabei, daß die billigsten Anbieter keine sekundengenaue Abrechnung anbieten. Dies ist bei NordCom nach den ersten sechs Pfennig der Fall. Beim Umsteigen auf ISDN bietet die Telekom in Kooperation mit Hardware-Handlern Rabatte auf TK-Anlage und ISDN-Karte bis zu 300 Mark. Das kann sich mehr lohnen als der geringe Preisvorteil bei der monatlichen Grundgebühr der NordCom (40 Mark brutto).

Die Nummer nach eigener Wahl kann man sich bei NordCom immer noch nicht aussuchen. Das läßt der Konkurrent Telekom nicht zu. So wirbt NordCom mit dem Argument der Bequemlichkeit: Kein Kopfzerbrechen mehr über die billigsten Call-by-call-Anbieter, supereinfache Tarif-Zeiten (6 bis 18 Uhr, 18 bis 6 Uhr), und man kann die alte Nummer behalten.

Die bequemen Zeitgenossen allerdings, die sich über ihre Telefonie so wenig Gedanken machen wollen wie in den guten alten Zeiten, sind offenbar aber nicht die schnellsten bei der Entscheidung, auf einen neuen Anbieter umzusteigen.

Und das kostet – nicht nur NordCom, denn den supergünstigen 4-Pfennig-Lokaltarif (er gilt tagsüber!) haben die NordCom-Kunden nur, wenn sie in dem kleinen exklusiven Kreis untereinander telefonieren.

Aber auch dann kostet der schnelle Kontakt sechs Pfennig, dafür kann man dann aber immer abends sogar zwei Minuten lang sozusagen NordCom-Nord-Com verbunden bleiben. K.W.