Widule wie „Wie-ich-le“

■ Endlich mal Besuch von ansehnlichen Staubsaugervertretern: Dominik Wesselys Dokumentarfilm „Die Blume der Hausfrau“

Der schöne Angelo mit dem messerscharfen Haarschnitt schafft schon das erste Modul der Verkäuferschulung nicht: Er kommt nicht über die Haustür. Und so wird er nie „Die Blume der Hausfrau“ vorführen. Ein weißes Haarbüschel und – bitte schön – zehnstufig verstellbarer Softdüsenaufsatz für den Staubsauger der Firma Vorwerk.

Schaut man sich in Dominik Wesselys gleichnamigem Dokumentarfilm an, wie die Blume der Hausfrau zum Einsatz kommt, verspürt man ernsthaft den Wunsch, auch mal von einem jener ansehnlichen Staubsaugervertreter besucht zu werden, die der Film uns vorstellt.

Denn erstens scheint das von ihnen vertriebene Produkt einfach die Quintessenz aller Staubsauger zu sein, mit seinen allseits flexiblen Rohren und raffinierten Bürsten. Und zweitens sind Massimo Marino, Salvatore Trovato, Steffen Widule oder Maurizio Marino derart begabte Selbstdarsteller, daß man sich die Vorführung auch als Live-Show gefallen ließe. Und weil sich das Ganze dann auch noch im Stuttgarter Raum abspielt, wo der blondierte Steffen sich als Widule „wie Wie-ich-le“ vorstellt, ist die Komödie unumgänglich. Denn nicht nur er, sondern auch die Kundschaft hat es faustdick hinter den Ohren.

Den neuen Schlauch für ihren alten Vorwerk wolle sie schon haben, herrscht die alte Dame den Vertreter an, aber bloß keine Vorführung des neuen Geräts, das ist doch „ein Scheiß“. Auch wenn sie mit dem alten schon ihre Sorgen hat: „Noi, wenn i henta nufhau, na leuchtets rote Liacht. Na han i denkt, jetzt isch er hee.“ Es ist also nicht einfach, einen „Kobold“ komplett für 1.256 Mark an der Haustür zu verkaufen. Und das gilt bei den sparsamen Schwaben erst recht, daran läßt der Film des 32jährigen Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg keine Zweifel.

Gleichzeitig haben sie im Schwabenland bekanntlich die Kehrwoche, weswegen „Die Blume der Hausfrau“ dort inzwischen Kult ist. Wer also über entsprechende Sprachkenntnisse verfügt, sollte sich diesen Bericht aus der Provinz nicht entgehen lassen.

Brigitte Werneburg ‚/B‘ Idee und Regie: Dominik Wessely, D 1999, 92 Min. Termine siehe cinema-taz