■ Iran: Der Prozeß gegen Helmut Hofer wird verschoben
: Ende offen

Auf den ersten Blick ist es nur eine erneute Schikane. Helmut Hofer darf noch einmal 50 Tage in Teheran um sein Leben bangen, bis ihm erneut der Prozeß gemacht wird – Ende offen. Die Erklärung des Gerichts, das Verfahren müsse verschoben werden, weil die offiziellen Gerichtsdolmetscher einfach nicht erschienen seien, gibt einen kleinen Einblick in die innere Verfassung des iranischen Justizapparates.

Hofer kennt das: Zweimal wurde er zum Tode verurteilt, und zweimal wurde das Urteil von höherer Instanz wieder kassiert. Zuerst, weil keine offiziellen Übersetzer anwesend waren (sic!), dann wegen nicht näher spezifizierter „Verfahrensfehler“.

Vieles spricht dafür, daß diese Argumente vorgeschoben waren, um zu verdecken, wie hinter den Teheraner Kulissen um das Schicksal des deutschen Geschäftsmannes gerungen wurde.

Von Anfang an ging es jenen, die Hofer festsetzten, nicht um den ihm gemachten Vorwurf der Unzucht, sondern um Menschenschacher. Mit einem Deutschen in der Hand hofften iranische Geheimdienstler ein Tauschgut für den in Berlin einsitzenden Mykonos-Attentäter Kazem Darabi zu haben. Merkwürdig, daß der erneute Prozeß gegen Hofer geplatzt ist, zwei Wochen nachdem in Bonn Gerüchte auftauchten, die Bundesregierung wolle den iranischen Agenten in seine Heimat abschieben. Dessen Mittäter, dem Libanesen Jussef Amin, wurde diese Gnade bereits zuteil.

Die geplante, aber noch nicht terminierte Reise des iranischen Präsidenten Chatami nach Bonn werde durch den Fall Hofer nicht berührt, heißt es aus Teheran. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bundesregierung wird den reformorientierten Präsidenten wohl nur empfangen, wenn Hofer dann entweder schon frei ist oder Chatami ihn im Gepäck hat. Chatamis konservativen Gegnern gilt dessen Politik der Wiederannäherung an den Westen als „Teufelswerk“ – auch ein Grund, Hofer noch länger festzuhalten.

Einen positiven Aspekt hat die gestrige Nachricht dennoch: Die Dolmetscher seien nicht erschienen, weil sie den Abschied von Justizchef Mohammad Jasdi begingen, heißt es in Teheran. Der konservative Hardliner hat den Justizapparat zu seiner persönlichen Trutzburg gegen die Reformer ausgebaut und vermutlich den Fall Hofer maßgeblich mitzuverantworten. Seine Amtszeit wird nicht verlängert – angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Die Erklärung ist so dünn wie iranisches Bier. Dennoch: Auf diesen Ausstand ein Prost! Thomas Dreger