„Electronic Community“

■ Kommunale Informations- und Datenaustausch könnte elektronisch modernisiert werden / Kongreß soll über weltweite „Weltklasse“-Regionen informieren

„Bremen ist auf verschiedenen Bereichen der elektronischen Vernetzung wirklich Weltklasse, bloß wird das nicht wahrgenommen“, sagt Prof. Edgar Einemann – und das soll sich ändern. Deshalb hatte er die Idee für eine Konferenz unter dem Titel „Electronic Communities“, die heute in der Oberen Rathaushalle stattfindet, und auf der globale Trends und regionale Strategien der Telekommunikation und der Informationstechnik vorgestellt werden. Experten aus der ganzen Welt sind eingeladen, aus ihren Regionen zu berichten: Sogar in Malaysia besteht ein regionales Musterprojekt unter dem Namen „Multimedia Super Corridor“. Das älteste Projekt ist wahrscheinlich in Kalifornien das „Smart Valley“. Als „Vision“ wurde da schon 1994 definiert: „Umfassende Vernetzung aller Schulen und Bibliotheken, Entwicklung digitaler Karten, ein „CommerceNet“, ein Förderprogramm für den Zugang zum Internet, ein „Kiosksystem“ für den freien Internet-Zugang in Geschäften, Bibliotheken und an öffentlichen Plätzen. Formulare sollen elektronisch zugänglich sein, ebenso wie Informationsdienste der Gemeinden, Nachrichten und Beiträge der Weiterbildung. Unternehmen sollen bei ihren Versuchen mit Tele-Arbeitsplätzen unterstützt werden, das hilft auch, den Berufsverkehr zu reduzieren. Entscheidend ist im „Smart Valley“-Projekt die Akzeptanz der Community: „In der Community muß das Bewußtsein für die Möglichkeiten der neuen Informations-Infrastruktur und Dienste gefördert werden“, schwärmt der Moderator der Konferenz, Einemann. Auf die Frage, wo Bremen denn nun „Weltklasse“ sei, muß er kurz überlegen und erwähnt dann die medizintechnischen Projekte des Uni-Professors Fritz Peitgen, den Fallturm oder die papierlose Informationsverarbeitung im Hafengeschäft.

Was die „Community“ angeht und die öffentliche Akzeptanz, gibt es in Bremen bisher vor allem Ideen mit englisch klingenden Namen, also papierne Versprechen auf eine papierlose elektronische Weltklasse-Zukunft. Schon vor zwei Jahren hatte die Handelskammer gefordert, daß es auch für Bremen eine „Leitfigur“ geben müsse, die die Vision öffentlichkeitswirksam vorantreibe. Die Idee wurde nicht aufgegriffen.

Und in Bremen kann es heute noch passieren, was vor Jahren in Issaquah (Seattle) den Anstoß für weitreichende Veränderungen gab: Vater Michael Bookey kam in die Schule seine Tochter, um einem Lehrer bei der Lösung eines Computer-Problems zu helfen. „Er war erschrocken über die schlechte Ausstattung der Schule“, berichtet Einemann, „und sah einen Widerspruch: Wie sollte seine Tochter von einer Institution auf das Leben vorbereitet werden, die von den in der Gesellschaft zunehmend üblichen Praktiken abgekoppelt ist?“

K.W.