Weg ist er – der Großauftrag

■ Die Meyer-Werft in Papenburg beklagt den Verlust eines Auftrags / Schuld sei die Diskussion um das Ems-Sperrwerk

Die Entscheidung der britischen Reeder-Gruppe P & O löste gestern Besorgnis aus in Papenburg. Fünf Schiffe der Reederei sollen nicht beim Stammkunden Meyer gebaut werden, sondern in Japan, Frankreich und Italien.

Während der Pressesprecher der Meyer-Werft, Günther Kolbe, am Dienstag sagte, daß die Auftragsvergabe nichts mit der Kontroverse um das Ems-Sperrwerk zu tun habe, zitierte ihn am Dienstag die regionale Presse ganz anders: „Unsere Auftraggeber sind verunsichert wegen der Diskussion um das Sperrwerk“ steht in dem Artikel der Ostfriesen-Zeitung.

Fakt ist aber, daß zwei der fünf Schiffe mit 88.000 Tonnen klein genug gewesen wären, um problemlos durch die Ems gezogen zu werden. Ganz ohne Sperrwerk. Hier kann bei der Autragsvergabe das Sperrwerk also kaum eine Rolle gespielt haben. Bei den drei großen Schiffen mit über 100.000 Tonnen und einem Tiefgang von 8 bis 8,30 Meter dagegen hätte es Schwierigkeiten gegeben. Die Ems ist bisher auf 7,30 Meter Tiefe ausgebaggert worden. Diese Aufträge gehen nach Japan und Italien.

Dennoch hat die Meyer-Werft derzeit bereits zwei Riesenkreuzer in Bau. Bei zu großem Tiefgang müssen dann Teile abmontiert werden, um die Luxus-Liner leichter und damit emsfähig zu trimmen. Das hätte auch P & O berücksichtige können.

Ohnehin würden die Schiffe nicht vor dem Jahr 2005 fertig. Dann wäre das Ems-Sperrwerk gar keine Thema mehr – die Entscheidung steht in diesem Jahr an. Bisher hat die Meyer-Werft mit ausbleibenden Aufträgen gedroht, um durchzusetzten, daß das 353 Millionen Mark teure Stauwerk gebaut wird. Mit dem umstrittenen Sperrwerk könnte ein Tiefgang von 8,50 Meter erreicht werden.

Der dpa sagte Pressesprecher Kolbe, daß sich der Wettbewerb vor allem über die Preise abspiele. In Asien wächst derzeit eine starke Konkurrenz, die um einiges günstiger produzieren kann. Bislang hatten die Europäer den Markt fein unter sich aufgeteilt. Franzosen, Italiener und Finnen rangelten mit der Meyer-Werft um die Aufträge. Die Vergabe von zwei der fünf Aufträge nach Japan an den Mitsubishi-Konzern wertet man in Papenburg als möglichen „Dammbruch“. Die Europäer könnten sich offenbar nicht mehr auf eine gesicherte Qualitätsnische verlassen, so Pressesprecher Kolbe. Die Antwort auf die asiatische Herausforderung könne nur eine weitere Optimierung der Produktion sein.

Auch aus Südkorea droht neue Konkurrenz: Die Samsung-Werft gilt ihrer Kapazität nach als ebenbürtig mit der gesamten europäischen Konkurrenz. Hier hat der Reederei-Riese Carnival Cruise Line zwei Luxusschiffe in Auftrag gegeben. Nachdem die Asiaten den Markt für Containerschiffe bereits erobert haben, geht es jetzt um die Preisspirale im Markt für Kreuzfahrtschiffe. „Ob wir da mithalten können, läßt sich beim besten Willen nicht sagen“, teilte Kolbe mit.

Noch geht die Werft von einem wachsendem Bedarf an Kreuzfahrtschiffen aus. „Wir sind im richtigen Markt“, sagte Kolbe der Ostfriesen Zeitung. dok