■ Nebenkriegsschauplatz
: Kleiderordnung

Wogegen ankämpfen, wenn der Krieg aus ist? Das jähe Ende der Bombardierung Jugoslawiens hat die Hamburger „Rathausgruppe Regenbogen – für eine neue Linke“ in ihre erste Sinnkrise gestürzt. Die fünf Abgeordneten im Hamburger Landesparlament hatten die grüne Regierungsfraktion im Mai „unter Protest“ verlassen, nachdem die grüne Bundespartei zuvor den Kosovo-Kurs des Außenministers gebilligt hatte. Doch seit der Krieg zu Ende ist, schwindet das Medieninteresse an dem neuen pazifistischen Oppositionsgrüppchen dahin.

Diesem drohenden Trend wollen nun insbesondere die beiden männlichen Regenbogenmitglieder – der für sein öffentliches Stricken bekannte Lutz Jobs sowie der nicht minder modebewußte Altlinke Norbert Hackbusch – „phantasievoll“ entgegenwirken.

In einer schriftlichen Kleinen Anfrage an den Hamburger Senat begehrten die beiden zu wissen, wie die Regierung gedenke, „Innovationshindernisse in dieser Stadt“ wie die „Kleiderordnung in der Wirtschaftsbehörde“ mit ihrer „Schlips- und Kragenmentalität“ zu „überwinden“. Ihre Idee verdanken die beiden dem Gründer und Chef des Computerkonzerns Sun Microsystems, Scott McNealy. Der hatte am Rande der Cebit-Computermesse in Hannover eingefordert, Deutschland müsse „so schnell wie möglich seine Kleiderordnung ändern, wenn es Teil des Internet-Zeitalters“ sein wolle. Jobs und Hackbusch quält seitdem die Frage, ob „der Senat eigene Initiativen überlegt hat, diese Anregungen aufzunehmen“. Auch wollen sie wissen, ob es den Senatoren „erlaubt ist, an den Sitzungen des Senats teilzunehmen ohne Schlips“, und, falls ja, wann das war, wie häufig und „wer war der Innovative“? „Gerade in der Wirtschaftsbehörde“, regen sie an, sei „auf Tage hinzuarbeiten“, an denen Schlips und Kragen gemieden werden könnten.

Die mit der Beantwortung betraute Wirtschaftsbehörde hat nun nach eigenen Angaben 2.600 Mark darauf verwendet, mehrere hochdotierte Mitarbeiter auf die Fragestellung anzusetzen. Deren Recherche gipfelte gestern in folgendem Ergebnis: „Der Senat nimmt in ständiger Praxis zu Meinungsäußerungen Dritter nicht Stellung.“ Heike Haarhoff