■ Soundcheck
: Madredeus

Gehört: Madredeus. Mit schwarzem Bühnenhintergrund, viel Rauch und sparsam gesetzten Lichtkegeln wurde am Mittwoch in der Musikhalle die fast sakrale Stimmung unterstützt, die diese Band seit 1988 verbreitet. Und wenn der Hallpegel dann noch auf die Imitation ferner Klosterhallen geschoben wird, scheint die gedehnte Stimme der Sängerin Teresa Salgueiro Steine erweichen zu wollen oder wird in der Trauer darüber, dies nicht zu schaffen, noch schöner. In zweimal 45 Minuten boten Madredeus, die sich nach dem Viertel „Muttergottes“ ihrer Heimatstadt Lissabon nennen, in CD-Qualität ihren Mix aus historischer Kunstmusik und Fado-Folklore, bei dem sich immer wieder existe auf triste reimt. Dieses Sentiment ist zeitlos, hat aber einen Ort: den Horizont der Atlantikküste der einstigen Weltmacht Portugal. Doch auch diese Verortung wurde durch Phantasie verstärkt: Wim Wenders hatte Madredeus 1995 für die Musik zu seinem Film Lisbon Story gewonnen. Und so war dem barock-minimalistischen Sound stürmischer Applaus einer großen Fangemeinde sicher – vor allem bei Liedern aus dem Soundtrack-Album Ainda. Es gibt Musik, die baut Dome, und es gibt Musik, die geht gut ab. Diese hier baut kunstvolle Bögen und Treppen, die ins Nichts führen. Typisch portugiesisch?

Hajo Schiff