Berlinische Galerie stößt auf Brauereikeller an

■ Grundsteinlegung für das Museum auf dem alten Schultheiss-Gelände am Kreuzberg. Bezirk kritisiert derweil die Planung des gesamten Quartiers, Investor soll nachbessern

Für das neue Domizil der Berlinischen Galerie ist gestern der Grundstein gelegt worden. Das Landesmuseum für Bildende Kunst, Architektur und Fotographie, das 1997 den Martin-Gropius-Bau räumen mußte, wird seine Sammlung ab 2001 dann in den Gewölbekellern der ehemaligen Schultheiss-Brauerei am Kreuzberg ausstellen können. Zusätzlich zu der Sanierung der 14.000 Quadratmeter großen Brauereikeller ist vorgesehen, das Museum mit einem oberirdischen gläsernen Schauraum samt Eingangs- und Verkaufsbereich auszustatten.

Die Finanzierung des über 60 Millionen Mark teuren Projekts wird zu zwei Dritteln von dem Investor Realprojekt übernommen, 23 Millionen bezahlt das Land Berlin. Im Gegenzug dafür erhält Realprojekt das landeseigene Grundstück, auf dem sich derzeit noch das Studentendorf Schlachtensee befindet. Die Grundsteinlegung war zugleich der Startschuß für die große Umgestaltung des gesamten Schultheiss-Geländes, auf dem der Investor für 300 Millionen Mark ein Quartier mit Wohnungen, teuren Lofts, Büros und Gewerbeeinrichtungen plant.

Während Kultursenator Peter Radunski (CDU) gestern das Bauvorhaben als die „neue Berliner Mischung von Kultur, Leben und Arbeit“ feierte, forderte noch am Mittwoch abend der Stadtplanungsausschuß des Bezirks Kreuzberg zahlreiche Änderungen des Projekts: So sollen etwa in dem kompakten, abgeschotteten Quartier Nachbesserungen bei der Durchwegung und der behindertengerechten Erschließung an der Westseite der Bebauung geplant werden. Außerdem beklagte der Ausschuß die hohe Dichte auf dem Areal und plädierte für eine Reduzierung der Stockwerke bei den Eckhochhäusern.

Insbesondere die Gestaltung der nordwestlichen Ecke mit einem Hochhaus lehnte der Ausschuß ab. „Das gefällt mir nicht“, sagte Kreuzbergs bündnisgrüner Bürgermeister Franz Schulz und forderte, daß die Baumassen und die Fassaden differenzierter gestaltet werden müßten. Vertreter von Realprojekt und der beteiligten Architekturbüros wurden aufgefordert, bis Anfang Juli Änderungsvorschläge im Bezirksamt einzureichen. Eine Revision des Projekts steht deshalb aber nicht zur Debatte.

Das Quartier wird von sechs Architektenteams nach dem Masterplan des US-Architekten Frederick Fisher realisiert. Nach den Vorstellungen Fishers soll der neue Stadtteil die denkmalgeschützten Industriebauten des 19. Jahrhunderts mit zeitgenössischer Architektur verbinden. Kritiker bemängeln, daß die hohe Dichte des Quartiers die Industriebauten erdrücke. Rolf Lautenschläger

Abbildung: Realprojekt