Kosovo-Albaner üben auch weiterhin Vergeltung

■ In mehreren Orten wurden Häuser geplündert, in Brand gesteckt und Menschen getötet

Trotz der Appelle von Bundesaußenminister Joschka Fischer und seiner Kollegen aus Großbritannien, Italien und Frankreich, auf Rache an Serben zu verzichten, wird im Kosovo weiter Vergeltung geübt. In dem von der Bundeswehr kontrollierten Sektor steckten Albaner 50 Häuser von Serben in Brand.

Die deutschen Soldaten eilten am Mittwoch sofort in das Dorf Novake, konnten aber die Zerstörung der Häuser nicht verhindern. Es sei frustrierend, dort anzukommen und nichts mehr tun zu können, sagte ein Bundeswehrsoldat.

In einem Universitätsgebäudes in Pritina wurden am Donnerstag die Leichen eines serbischen Professors, eines Nachtwächters und eines Kantinenmitarbeiters entdeckt. Man fand sie in einem Kellergebäude des von Serben geleiteten Wirtschaftsinstituts der Universität. Die Opfer waren offenbar geschlagen und dann erschossen worden.

UNHCR-Sprecher Kris Janowski berichtete gestern, in den vergangenen Tagen sei es in Pec und Mitrovica im französischen Sektor erneut zu gewaltsamen Zwischenfällen gekommen. In Pec seien mehrere Häuser von Kosovo-Serben in Brand gesteckt worden. Bisher unklar ist dem UNHCR-Sprecher zufolge aber, ob die Häuser von Albanern oder den fliehende Serben selbst angezündet wurden.

In Mitrovica, wo Albaner vor allem im weitgehend verlassenen Roma-Viertel der Stadt seit zwei Tagen Häuser plünderten und in Brand steckten, seien die Wohngebiete der Albaner und der Serben wie durch eine „unsichtbare Mauer“ getrennt. Bislang sind erst 2.400 französische Soldaten in ihrem Sektor im Kosovo stationiert, nicht genug, um generell die Sicherheit zu garantieren.

In den vergangenen Tagen sind rund 4.000 Serben wieder ins Kosovo eingereist, die nach dem Rückzug der jugoslawischen Armee aus der Provinz geflüchtet waren, meldeten Belgrader Zeitungen. Ein Komitee in Montenegro, das die Rückkehr von Serben organisiert, hat unterdessen die Rückführung aus Sicherheitsgründen unterbrochen. „Das Komitee möchte keine weiteren Flüchtlinge Risiken aussetzen, da es nicht sicher ist, ob die internationale Friedenstruppe KFOR in der Lage ist, die Sicherheit zu garantieren“, sagte der Präsident des Komitees, Milorad Rajevic. sf