Vertraulich Freiraum entzogen

■ Sozialbehörde entscheidet über Träger für sechs Gesundheitsräume

Christian Wienberg ist „jetzt etwas ratlos“. Der Moderator des Runden Tisches in Billstedt-Horn hatte sich vehement für den Drogenhilfeträger „Freiraum e.V.“ als Betreiber eines Gesundheitsraumes im Stadtteil eingesetzt. Umso unerfindlicher ist dem Pastor der Timotheusgemeinde nun die gestrige Entscheidung der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS), die Trägerschaft für den Gesundheitsraum an Steps GmbH zu vergeben, eine Tochtergesellschaft der Bremer Drogenhilfe.

Von der BAGS wird Wienberg kaum Erklärungen erwarten dürfen. Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) gab gestern in einer Presseerklärung lediglich die Entscheidungen über die Träger für sechs Hamburger Gesundheitsräume bekannt, ohne die Auswahl inhaltlich zu erläutern. „Mit den Bewerbern wurde Vertraulichkeit über die Konzepte vereinbart“, begründet Roths Sprecherin Petra Bäurle die zurückhaltende Informationspolitik der BAGS.

Freiraum, bislang Träger des Drogenbusses Drug-Mobil in Billstedt, wollte auch die geplante feste Nachfolgeeinrichtung übernehmen, die nach der Behördenentscheidung nun Steps betreiben wird. Auch Palette e.V. verliert seinen Altonaer Gesundheitsraum an Jugend hilft Jugend e.V. Die Einrichtungen in St. Pauli und Eimsbüttel verbleiben bei Palette; ein Gesundheitsraum in Wandsbek wird weiterhin von Die Brücke e.V. betrieben werden dürfen. Ragazza, seit 1997 verantwortlich für das Drob Inn am Hauptbahnhof, wird künftig in St. Georg zusätzlich einen speziellen Gesundheitsraum für Frauen einrichten.

Die BAGS hatte die Trägerschaft für diese Einrichtungen am 4. Mai ausgeschrieben, um „Transparenz“ in den Vergabeverfahren herzustellen. Vermutungen, Senatorin Roth wolle mit diesem Instrument kritische Drogenhilfeträger durch behördennahe ersetzen, hatte sie stets vehement zurückgewiesen. Vor zwei Wochen erst hatte Roth eine hitzige Bürgerschaftsdebatte überstehen müssen, in der sie von der oppositionellen CDU des Filzes geziehen wurde. Roth hatte versprochen, nach Abschluß des Auswahlverfahrens dieses „mit lückenloser Dokumentation öffentlich“ zu machen, um allen Vorwürfen den Boden zu entziehen.

Bislang aber, verlautet aus der BAGS, sei vollkommen offen, wie dies geschehen solle. „Eventuell“ würde der Gesundheitsausschuß der Bürgerschaft informiert werden. Sven-Michael Veit