■ Wenn der Homo mit der Hetera
: Von Schwulen und ihren „Muttis“

Vor kurzem hab' ich mal wieder mit meiner ehemaligen Nachbarin Sandra telefoniert. Sandra hat seit geraumer Zeit einen besten, schwulen Freund: Guido. Sandra ist eine „Schwulenmutti“ wie sie im Buche (in welchem auch immer!) steht. Nur kann sie, wie alle betreffenden Damen, diesem, zugegeben, nicht gerade respektvoll klingende Wort überhaupt nicht leiden. Sandra und Guido sind ein wirklich niedliches Paar. Das findet auch Sandras Mutter. Tja, alles wäre doch so wunderbar, aber Guido ist nun mal schwul. SCHWUL. Bei diesem Wort im Zusammenhang mit Guido würde für Sandras nichtsahnende Mutter sicher eine Welt zusammenbrechen. Für Guido und Sandra ist die Welt trotzdem in bester Ordnung.

Zwar bleibt es in der „Beziehung“ der beiden beim Kuscheln mit Küßchen, auch wenn sie mal in einem Bett schlafen, aber das stört Sandra nicht weiter. Mittlerweile ist Sandra „ihr Schwulchen“ sogar fast wichtiger geworden als Hetero-Männer. Deshalb geht sie am Wochenende auch meist mit Guido und seinem Freund Ralf in schwule Discos und Kneipen. Dort ist Sandra dann umgeben von vielen hübschen Männern, denen ihre fünfzehn Kilo Übergewicht mindestens genauso egal sind, wie Laetitia Castas wohlgeformte Brüste. Kai, ein Freund von Ralf und Friseur aus Leidenschaft, hat ihr sogar kürzlich gestanden: „Aus deinem Typ könnte ich nicht mehr machen“.

Sandras beste weibliche Freundin Christina überlegt deshalb angeblich auch schon, ob sie sich nicht einen so netten Schwulen anschaffen sollte. Damit läge sie, laut diverser Frauenmagazine, ja auch voll im Trend! Als ich neulich mal wieder bei Guido klingelte öffnete Sandra mir und lachte:„Guido hat sich nicht getraut, mit seiner Schlammaske an die Tür zu gehen“. Im Wohnzimmer saß selbiger mit einer giftgrünen Pampe im Gesicht auf dem Teppich. „Wir haben heute unseren Beauty-Tag“, erklärte Guido mir den auf seinen Pullover rieselnden Putz im Antlitz. „Nicht das Gesicht bewegen“, kreischte Sandra, griff sofort nach dem Handstaubsauger und entfernte liebevoll die Krümel von Guidos Pulli. Irgendwie doch ziemlich mütterlich, diese Sandra. Oder etwa nicht?

Dirk Stratmann