Dreikämpfer auf drei Standbeinen

■ Rainer Müller-Hörner, sonst Mannschaftsarzt beim 1. FC Nürnberg, will beim morgigen Triathlon-Klassiker in Roth unter die ersten Drei kommen

Fürth (taz) – Den Abstieg hat Rainer Müller-Hörner mittlerweile ganz gut verarbeitet, obwohl er ihn immer noch „unheimlich schade und echt brutal“ findet. Mit medizinischem Beistand alleine konnte der Mannschaftsarzt dem 1. FC Nürnberg da nicht mehr helfen, ein Rezept zur Linderung der ärgsten Abstiegsschmerzen hatte der Club-Doktor dennoch parat. „Wenn bei mir etwas in die Hose gegangen ist“, verrät er, „fange ich gleich an, für die Zukunft und den nächsten Wettkampf zu planen. Dann ist der Mißerfolg am allerschnellsten vergessen.“

Bisher hat die Therapie immer hervorragend gewirkt, seine sportlichen Erfolge als Triathlet beweisen das. Vizeweltmeister auf der Kurzstrecke (1,5 km Schwimmen/ 40 km Radfahren/10 km Laufen) war er 1992, Europameister drei Jahre später. Eine richtig große Nummer in der dreikämpfenden Szene aber wurde Müller-Hörner durch seine furiosen Auftritte über die schmerzbeladene Langstrecke (3,8 km/180 km/42,195 km), denen er sich in den letzten Jahren verschrieben hat. Jeweils auf Rang drei brachte es der Franke bei den weltweit bedeutendsten Ironman-Wettbewerben in Roth bei Nürnberg (1994) und auf Hawaii (1995). Vor drei Jahren schaffte er in Roth gar den zweiten Platz.

Beachtliche Erfolge sind das, zumal sich Müller-Hörner, im Gegensatz zu den meisten Kollegen aus der Weltspitze, nie ausschließlich diesem verrückten Dreikampf gewidmet hat. Als „Halbprofi“ sieht er sich selbst, als einer, der vom Triathlon zwar ganz gut leben könnte, dies aber keineswegs möchte. „Ich bin froh, daß ich noch andere Standbeine habe“, sagt der 32jährige; längst gilt für sein übriges Berufsleben, was auch für seinen Sport gilt: es ist dreigeteilt. Als Mitbesitzer der Firma ACCU-Team in Fürth bietet er Trainingsbetreuung und Ernährungsberatung für Sportler und Normalbürger an. Job Nummer drei schließlich hat ihn vor einem Jahr und „über fünf Ecken“ überhaupt erst zum Club gebracht. Die Trainingsanleitungen zum Thema Ausdauer, die Müller-Hörner regelmäßig in Magazinen wie Fit for fun, Tour, Triathlet und Running and Walking schreibt, fanden bei einem Leser in Nürnberg ganz besondere Beachtung. Der hieß Felix Magath, war damals Club-Trainer und konnte die Ratschläge gut gebrauchen, schließlich befand er sich gerade auf dem Weg zu seinem ersten Marathon. Magath hat die 42,195 Kilometer lebend überstanden und Müller-Hörner nach Nürnberg geholt.

Beim Club hält sich der Mann, der seinen Dr. med. über Leistungsdiagnostik und Sinn von Laktatmessung im Sport gemacht hat, hingegen weitgehend heraus. „Ich bin ja als Arzt angestellt“, sagt er, außerdem dürfe man keineswegs dem Fehler verfallen und der Ausdauer beim Fußball einen allzu hohen Stellenwert einräumen, so wie er das zunächst getan habe. „Ein Torwart muß ja keinen Marathon laufen können“, hat er mittlerweile gelernt.

Ein Triathlet hingegen schon, auch wenn er drei Berufe hat. „Man lernt, sich die Sache einzuteilen“, sagt Müller-Hörner: Morgens um sechs beginnt er für gewöhnlich sein Tagwerk, nachts um zwölf ist es meist beendet, irgendwann dazwischen zwackt er die Zeit fürs Training ab. Auf rund 30 Stunden pro Woche bringt er es. Im Vergleich zur Konkurrenz nicht eben „superviel“, meint der Triathlet, dafür aber „vernünftig aufgebaut“, sagt der Sportmediziner. „Ich glaube schon, daß ich gut und ohne große Schwierigkeiten unter die ersten Drei kommen kann“, gibt sich Rainer Müller-Hörner optimistisch. Sollte es anders kommen, kann er ja immer noch auf das Hausmittelchen zurückgreifen, das er schon dem Club empfohlen hat. Frank Ketterer