Hätte diskreter sein können

■ Für Beate Klarsfeld, die einst Kiesinger ohrfeigte, ist das Wichtigste, daß es nun überhaupt ein Mahnmal in Berlin gibt

Beate Klarsfeld ohrfeigte am 7. November 1968 den damaligen Bundeskanzler und früheren NS-Funktionär Kurt Georg Kiesinger auf dem CDU-Parteitag in Berlin.

„Ich finde es sehr gut, daß es überhaupt ein Diskussion im Bundestag gibt über dieses Denkmal in Deutschland. Ich bin im Vorbereitungskomitee, seit Lea Rosh es vor zehn Jahren gegründet hat.

Ich hätte ein Dokumentationszentrum im Zentrum von Berlin natürlich besser gefunden. Einn Ort, wo man recherchieren kann und Ausstellungen sehen kann. Für meinen Geschmack hätte es auch etwas diskreter sein können. Jetzt wird die Kritik kommen, es sei zu groß. Es wird ein sehr teures Projekt. Dafür sorgt auch der Platz im Herzen der Stadt. Aber das Wichtigste ist, daß es in der neuen deutschen Hauptstadt Berlin ein Denkmal gibt.

Seit 1968 hat Deutschland viel aufgearbeitet. Damals hatten wir Jungen genug davon, daß NS-Verbrecher oder ehemalige Verantwortliche des NS-Regimes einflußreiche Stellungen in der Politik hatten. Daß sie in den Ministerien saßen, und, wie Kiesinger, Bundeskanzler werden konnten. Heute gibt es überall in Deutschland Dokumentationszentren. Die Konzentrationslager sind als Erinnerungsstätten ausgebaut. Auch im Fernsehen läuft viel.

In Frankreich hat die Debatte über das Holocaust-Denkmal in Berlin nicht besonders interessiert. Bei uns gibt es längst Gedenkstätten und Dokumentationszentren. Und seit einigen Jahren auch einen nationalen Gedenktag, der an die große Razzia 1942 in Paris erinnert, die Razzia des Vélodrome d'Hiver.“

Aufgeschrieben von

Dorothea Hahn, Paris