Schule Obervieland – 25 Jahre danach

■ Am SZ Obervieland wurde 25jähriges Jubiläum gefeiert / Von den Reform-Ideen ist der schmuddelige Sichtbeton geblieben

Hunderte von SchülerInnen drängten sich am vergangenen Freitag in dem fensterlosen Flur des Schulzentrums Obervieland. Wie auf einem Flohmarkt gab es da internationale Essens-Stände, Geschicklichkeits-Spiele, eine Tombola, Video, Vorführungen, Schmink-Angebote – alles, was das Schülerherz begehrt. Und die vergnügten sich, nach der Lautstärke zu urteilen. 25 Jahre Schulzentrum Obervieland war zu feiern, drei Tage lang hatte die Schule Fetenprogramm, am Donnerstag abend hatten SchülerInnen ein buntes Kultur-Programm vorgeführt: Persische und indische Tänze, kleine theatralische Szenen und das Musik-Theater der OS mit „DITAMIC“ kamen da auf die Bühne der früheren Pausenhalle, die seit zwei Jahren zum Theater-Saal umfunktioniert ist.

Vor 25 Jahren, erinnert sich Frau Siebert, die Sekretärin der Schulleitung, da galt das Schulzentrum als Errungenschaft. Kattenturm war gebaut worden, ein Stadtteil mit annähernd 20.000 Einwohnern, eine „Gartenstadt“ mit großen, begrünten Innen-Räumen, die kinderreiche Familien geradezu einlud.

Heute gehört das Schulzentrum eher zu den Problemkindern. Was damals als moderne Architektur galt – streng quadratischer Sichtbeton mit Flachdach – wirkt heute als dreckig, unpraktisch. Das Flachdach mußte gerade für 300.000 Mark saniert werden, es tropfte hindurch. Aber für Farbe an den Fassaden reichte es nicht. Die Toiletten konnten nur saniert werden, weil an Strom und Heizenergie erheblich gespart wurde. Der Teppichboden ist verdreckt, für neuen Belag ist kein Geld da. Das Schulzentrum ist nach heutigen Maßstäben viel zu groß, die Architektur zu steril, um nach innen „identitätsbildend“ wirken zu können.

Und eigentlich gibt es heute zwei Schulen unter dem Betondach: Seit 1993 wächst hier das „Gymnasium Obervieland“, damals ein halbherziges Zugeständnis an die mitregierende FDP. Das Schulzentrum mußte seine Gy-Klassen 7-10 abgeben an das „durchgehende Gymnasium“, hat also heute nur Haupt- und Realschüler. Organisatorisch und räumlich sind die beiden Schulen dennoch eng verzahnt, die Schulleitungen arbeiten Tür an Tür. Wenn das Gymnasium aber weiter so wächst, dann sind bald die Kapazitätsgrenzen erreicht – für das kommende Schuljahr sind 441 Schüler eingeplant, 86 mehr als derzeit. Der Stadtteil wächst weiter mit den Wohnungsbaugebieten in Arsten-Südwest und die Schule Huckelriede (Sek-II) wurde dichtgemacht, aus 41 Schülern der 10. Klasse werden im kommenden Schuljahr 105 der 11. Jahrgangsstufe des „durchgängigen“ Gymnasiums. Noch ein paar Jahre, dann könnte der „Umzug“ des Gymnasiums in das Schulgebäude in Huckelriede anstehen, das von der Hochschule Bremen ja nur übergangsweise genutzt werden soll.

Für das Schulzentrum Obervieland wäre das nicht gut. Die Oberstufen-Schüler wirken als „sozialer Anker“ auf dem Gelände, sagt der Leiter des Gymnasiums, Hartmut Böhme. Auch unterrichten einige der Lehrer des Schulzentrums gern einige Stunden am Gymnasium, das ist „ruhiger, weniger psychisch belastend“, weiß Böhme. Denn im Schulzentrum sind „nicht einfache Schüler“, vorsichtig ausgedrückt, 30 Prozent beträgt der Ausländer-Anteil und das Kontingent der Lehrerstunden wurde zu Beginn des vergangenen Schuljahres um rund sechs Prozent gekürzt. Kleine Klassen sind seither nicht mehr möglich.

Das Schulzentrum geht nun andere Wege, um auch das Image im Stadtteil zu verbessern. Ganz wichtig ist der Fußball- und Leichtathletik-Schwerpunkt. Erstmals im kommenden Schuljahr wird auch eine besondere „Musizier“-Klasse schon in der Orientierungsstufe angeboten – mit großem Zuspruch. Das war beschlossen worden schon bevor die Koalition vereinbarte, den Schulen die Möglichkeit der Differenzierung in der OS einzuräumen. „Das ist nicht ganz negativ“, findet Schulleiter Böhme. Ob und wie die OS in Obervieland von der Differenzierungs-Möglichkeit Gebrauch macht, wird erst im nächsten Schuljahr beraten – der Ausgang ist ungewiß“, sagt Schulzentrums-Leiter Wilfried Eitmann. Denn die alte Idee von der (nicht differenzierten) OS ist nach den Stunden-Kürzungen „so auch nicht mehr umsetzbar“.

Gleichzeitig wird auch im Gymnasium darüber geredet, ob das Musik-Profil in den höheren Klassen fortgeführt werden sollte. „Das kann helfen, den Standort attraktiver zu machen“, findet Schulleiter Böhme. K.W.