Kommentar: Noch ein Sieg
■ Verweigerer kämpfen um Anerkennung
Wir haben gewonnen! Wir haben Milosevic geschlagen. Wir haben sogar gerecht gewonnen, denn Außenminister Joschka Fischer stellt die Gleichung auf: Milosevic ist Hitler, Krieg gegen Hitler war/ist gut. Gegen diese moralische Keule kann es keinen Einwand geben?
Doch! Überlebende des KZ Auschwitz haben sich gegen Fischers Kriegsformel gewehrt. Zu Recht. Nur: Diese kritischen Stimmen hört keiner. Genauso wenig wie die Öffentlichkeit die Stimmen derer wahrnimmt, die das Mittel „Krieg“ als politisches Aspirin für nationale oder internationale Konflikte ablehnen. Das ist die Position von Kriegsdienstverweigerern.
Wer schützt eigentlich jugoslawische Kriegsdienstverweigerer? Niemand! Wer hilft Verweigerern und Deserteuren aus anderen Kriegen, die es ja auch noch auf der Welt gibt? Wer schützt die türkischen Kriegsdienstverweigerer, die uns daran erinnern, daß es in Europa noch einen Krieg mit deutschen Waffen gibt? Dessen Bilanz: Über eine Million Vertriebene. 3.000 zerstörte Dörfer, fast 30.000 tote Kurden. Keine Propaganda wischt den Krieg der Türkei gegen das kurdische Volk vom Tisch. Die Bundesregierung hilft der Türkei mit Waffen und schickt Flüchtlinge aus der türkischen Armee im Zweifelsfall zurück in die Türkei. Das bedeutet schon wieder einen Sieg – über das kurdische Volk. Thomas Schumacher
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