Bremer betreiben Fixerstube

■ Die Steps GmbH erhält Zuschlag für Hamburger „Drug Mobil“

Was in Bremen dank großer Koalition bislang nicht möglich ist, wird jetzt in Hamburg umgesetzt: Der Bremer Träger „Steps“, eine Tochter der Bremer Drogenhilfe, wird künftig die Fixerstube „Drug Mobil“ in Hamburg-Billstedt übernehmen. Die Bremer bekamen vorige Woche von Hamburgs Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) den Zuschlag für den Gesundheitsraum. Der bisherige Hamburger Fixerstuben-Träger „freiraum e.V.“ ging bei der öffentlichen Ausschreibung leer aus.

Sauer sind jetzt die Hamburger auf das bundesweit einmalige Prozedere: Sozialsenatorin Roth schreibt seit neuestem Sozialprojekte grundsätzlich öffentlich aus – statt hinter verschlossenen Behördentüren über Projekte zu entscheiden. Der Grund dafür: Roths Vorgängerin Helgrit Fischer-Melzer (SPD) mußte voriges Jahr zurücktreten. Sie hatte einer Stiftung, in der ihr Mann Geschäftsführer ist, einen Auftrag für Alkoholkranke zugeschachert.

Das „Drug Mobil“ wurde als erstes öffentlich ausgeschrieben, weil es vom umgebauten Linienbus in neue feste Räume umziehen soll. Die Bremer entdeckten das Angebot zufällig im Internet, berichtete gestern ein zufriedener Steps- und Drogenhilfe-Geschäftsführer. Da hätte man sich einfach beworben, sagt Martin Grotjahn – „weil es als Drogenhilfeträger unsere Aufgabe ist, Drogenhilfeprojekte zu machen. Und weil wir uns mit niedrigschwelligen Angeboten auskennen.“ Die Drogenhilfe betreibt Methadon-Ambulanzen und eine Notaufnahme für Junkies.

Die Hamburger dagegen trauen den Bremern nicht: Sie hätten doch gar keine Fixerstuben-Erfahrung, warnte „freiraum e.V“. Hamburg stünde außerdem vor einem „roll back“, weil „Steps“ doch für eine ausstiegsorientierte Drogenpolitik stehe. Aber solche Einwände servierte die Sozialbehörde eiskalt ab: Die Bremer seien einfach „am besten“ gewesen, so die zuständige Sprecherin. Sie schlugen eine „moderne Drogenberatungsstelle“ samt Fixerstube und Kontaktraum vor. „Wir akzeptieren, daß jemand abhängig ist“, erklärt Grotjahn die Ausrichtung, aber im Kontaktraum gehe es schon konkret um Ausstiegsideen.

Doch nicht nur das überzeugte offenbar für den Zuschlag: Dem Vernehmen nach war Steps im Gegensatz zu Hamburger Trägern auch bereit zur Kontrolle. Die Hamburger Sozialbehörde will künftig einzelne Leistungsbereiche von der persönlichen Beratung bis zum Cafebetrieb abrechnen, statt pauschale Zuschüsse zu vergeben. Am Jahresende wird dann geprüft, ob die Leistung erbracht wurde und ggf. eine neue Ausschreibung erfolgen – ein Prozedere, das Hamburg als erstes Bundesland bundesweit eingeführt hat – nach einer neuen Vorschrift für alle Kommunen im neuen Sozialgesetzbuch.

In Bremen dagegen ist man noch lnicht so weit: Neue Leistungskontrakte in der Drogenhilfe sind noch im Diskussionsstadium. Öffentlich ausgeschrieben werden nur explizit neue Einrichtungen und neuerdings staatliche Beschäftigungsmaßnahmen. Dabei sei das „gut“, findet Grotjahn. Das fördere den „Wettbewerb“ im Sozialbereich. Man plane mehr „am Bedarf“. Die „Bremer Drogenhilfe“ bereite sich längst darauf vor, „daß die Kommunen nur noch das Beste und Kostengünstigste“ haben wollen. Dabei dürfe aber nicht nur „das Billigste“ gewinnen, fordert er. Beim „Drug Mobil“ sei das aber auch nicht passiert: „Wir haben keine Aldi-Lösung und liegen gut in der Mitte“. kat