Ein Zirkus ist ein Zirkus ist ein Zirkus ist. . .

■ Minimal Art im Zelt auf dem Platz der Fliegenden Bauten mit „Que Cir Que“

Silbe an Silbe gereiht. Cirque, Zirkus, das Spiel im Kreis, ohne Anfang, ohne Ziel. „Das ist doch keine Arbeit, die wir machen“, kokettiert Hyacinthe Reisch mit dem, was seine Frau Emmanuelle und der Artist Jean-Paul LeFeuvre (alle auf dem Foto rechts) ins Rund stellen.

Im französischen Centre nationale des Arts du Cirque haben sie sich bei ihrer vierjährigen Ausbildung in Tanz, Akrobatik und Schauspiel kennengelernt. Die 1986 gegründete Talentschmiede brachte auch den Cirque du Soleil hervor. Am anderen Ende der Skala befindet sich Que Cir Que: pur, archaisch, extrem und verstörend komisch.

Ihr Equipment paßt in einen Container, mit dem sie seit 1994 schon durch vier Kontinente reisten. Überall schlagen sie ihr weißes Zelt rund um den Mast auf, der zum Mitspieler ihrer wortlosen Begegnungen, absurden Bilderwelten und beunruhigenden Komik wird. Dabei hat jeder seine Rolle. Der Glatzkopf Jean-Paul ist der lediglich mit einer weißen Unterhose bekleidete Tropf, der sich immer wieder oben auf den Mast rettet.

Emmanuelle ist die Raubkatze, die beim Kampf um einen Kuß die Oberhand behält, Elastikbinden zum Trapez umfunktioniert und teuflische Laute von sich gibt. Bleibt noch Hyacinthe, der androgyne Gaukler-Punk, der mit dem Zigarillo tanzt und Laufräder regiert.

Obwohl die drei Artisten Respekt vor dem traditionellen Zirkus haben, nutzen sie die Zirkustechniken nur als Werkzeuge, um Geschichten zu erzählen. Ihre radikale Simplizität fordert vom Betrachter eine geschärfte Wahrnehmung, ist aber gleichzeitig Auslöser für eine Reise zu sich selbst. Bei Que Cir Que funktioniert das, und zwar ganz ohne Merchandising: keine T-Shirts, keine CDs, keine Poster und keine Henkelbecher begleiten einen nach Hause. Was bleibt, sind die Bilder. Stefanie Heim

bis 18. Juli, Mi bis So, 20.30 Uhr, Platz der Fliegenden Bauten, hinter dem Hochhaus Millerntor