Die neue Rächtschreibung
: Trenn', wie Du normal sprichst

■ Teil 3: Fen-sterln oder fens-terln?

Der Countdown in den Printmedien läuft: Am 1. August stellen die deutschen Presseagenturen auf ndR (neue deutsche Rechtschreibung) um. Die Tageszeitungen werden sich dem anschließen. Die taz Bremen wird der Kulturrevolution vom 1. August schon mal ein bißchen vorgreifen: Lektionen in neuer Orthographie – vorgestellt von Bremer Deutschleh-rerInnen – finden Sie vorerst jeden Mittwoch an dieser Stelle.

Worttren-nung? Ist doch kein Problem! Die liegt uns sozusagen auf der Zunge: Wort-tren-nung. Und gibt es plötzlich doch einmal Probleme, dann schreibt man das Wort eben einfach ungetrennt in die nächste Zeile ...

Und wenn man das nicht darf, weil man als Schüler in der Grundschule bei Helga Eule gerade einen kleinen Test schreibt? Dann, ja dann beachte man einfach die Hauptregel der alten Rechtschreibung – diesmal aber konsequent: Getrennt wird ein Wort dort, wo es sich beim Sprechen in Silben zerlegen lässt: hei-ßen, tren-nen, Wes-pe, las-ten.

Ja, auch las-ten, denn unser aller Eselsbrücke: „Trenne nie st, denn es tut den beiden weh“, hat sich mit der neuen Regel erübrigt. Aus, vorbei und sei er noch so schmerzvoll, der Abschied vom altgereimten Ach & Weh. Die neue Trennung erfolgt nach Sprechsilben. Was für Erwachsene ungewohnt ist, fällt Kindern leicht, weil es ihrem natürlichen Sprechverhalten entspricht.

Auch darf jetzt ein Vokal alleine am Wortanfang stehen: Abend. Kindern im Vorschul- und Grundschul-alter fällt dies übrigens besonders leicht, wenn sie in Musik oder Deutsch Wörter „klatschen“, um sich deren Länge oder Schreibweisezu erschließen.

Zusam-mengesetzte Wörter und solche mit Vorsilben zerlegt man wieder in ihre Einzelteile: Haus-tür-schloss, vor-bei, be-kannt.

Bei Fremdwörtern sind mehrere Schreibweisen erlaubt. Man kann nach den Regeln für deutsche Wörter verfahren oder nach der alten Regelung (die Herkunftssprache gibt die Trennung vor): Chi-rurg/Chir-urg, Ma-gnet/Mag-net.

Außerdem gilt: Wörter nicht irreführend oder lesehemmend trennen: See-u-fer zu See-ufer und nicht zu Seeu-fer.

Helga Eule, Grundschule Admiralstraße