High Noon im Volkspark

■ Sollten die finanziellen Querelen um den Stadionneubau nicht geklärt werden, droht Streik

Der Ärger um das neue Stadion des Hamburger SV nimmt kein Ende. Nach einem Warnstreik am Dienstag drohen für heute mittag weitere Arbeitsniederlegungen auf der Baustelle im Volkspark, weil die Finanzprobleme bislang nicht gelöst sind. Es ist der Streit um Geld, der derzeit die Kräfte lähmt. Im Clinch liegen die Planungsgesellschaft Deuteron und das ausführende Generalunternehmen VIP-Consult, das die für den Bau der 159 Millionen Mark teuren Arena beauftragten Unternehmen bezahlen muß.

Doch zahlreiche Rechnungen der Baufirmen sind nicht beglichen worden. VIP-Consult-Geschäftsführer Siegfried Greve warf Deuteron und dessen Vertragspartner HSV vor, Gelder in Millionenhöhe einbehalten zu haben. „Wenn bis heute zwölf Uhr nicht geklärt ist, ob das Restvolumen des Baus gesichert ist, wird nicht weitergearbeitet“, drohte Greve.

Der HSV weist die Vorwürfe von sich. „Wir sind allen Zahlungsverpflichtungen gegenüber Deuteron termingerecht nachgekommen“, betonte Geschäftsführer Werner Hackmann. Dies bestätigt auch Deuteron-Geschäftsführer Andreas Wankum und schob VIP-Consult den Schwarzen Peter zu. Der Generalunternehmer lasse es an Transparenz in der Rechnungslegung fehlen. „Wir zahlen, wenn wir wissen, wohin das Geld geht“, erklärte der Deuteron-Chef und drohte eine Trennung von VIP-Consult an, falls der Generalunternehmer die Verträge nicht erfüllt.

Die Anschuldigung, der Offenlegung der Rechnungen nicht nachgekommen zu sein, weist Greve zurück: „Jeden Montag werden alle Rechnungen an die Firma Dresdner und Sommer gesandt, die sie im Auftrag der Landesbank prüft.“ Wankum wiederum weiß nur von einer Liste offener Posten, die seinen Ansprüchen nicht genügt. In einem Gespräch mit Hackmann und Bankvertretern gestern mittag versicherte er noch einmal, daß „alles dafür getan wird, damit es nicht zu Verzögerungen am Bau kommt“.

Das Interessanteste an diesen Querelen ist aber eigentlich der Zeitpunkt, zu dem sie hochkochen. Vertragliche und finanzielle Zwistigkeiten gibt es schon seit Beginn des Baues, was bei einer Investition in dieser Größenordnung nicht erstaunlich ist. Aber jetzt, wo die Deuteron die Planungen den Bau der benachbarten Arena angeht, wiegen Gerüchte um Liquiditätsprobleme besonders schwer. Wankum will dennoch nicht zurückstehen: „Ich stehe bei der Stadt im Wort und es ist mein unbedingter Wille, die Halle zu bauen.“ Anschuldigungen, eine besonders teure Bauvariante zu planen, um die Mehrzweckhalle nicht privatwirtschaftlich bauen und von der Stadt Zuschüsse verlangen zu können, wies der Unternehmer zurück.

Eberhard Spohd