■ UrDrüs wahre Kolumne
: Galopper des Jahres

Hänge dein glaubensstarkes Herz an die junge Generation und schon bist du verloren! Nein, hier geht es nicht um die bei den Grünen grassierende Rotzlöffel-Seuche, sondern um das Übel von Schülerläufen für gute Zwecke. Ich vermag ja einzusehen, daß pubertierende Jungs und Mädels ihre Lebensfreude in hektischen Bewegungen zum Ausdruck bringen. Ich kann es mit verwunderter Distanz auch noch verstehen, daß angehende Olympioniken um die Wette laufen: Warum aber SchülerInnen irgendwelche Strecken unter die Adidas-Schuhe nehmen und dieser langweiligen Übung auch noch Sinnstiftung verleihen, indem sie diesen Lauf vorgeblich für hungernde Menschen oder aussterbende Tierrassen inszenieren – das will ich nicht begreifen. Als mich kürzlich eine an sich ganz normale 15jährige mit dem Ansinnen behelligte, sie mit drei Mark pro Kilometer zugunsten eines wohltätigen Projekts in Südafrika zu sponsoren, gab ich exakt drei Fünfmarkstücke mit der ausdrücklichen Auflage, dafür eben nicht durch die Gegend zu rennen. Wie mir durch eine jetzt erhaltene Spendenurkunde bekannt wurde, hat die Göre mein Vertrauen schwer mißbraucht und ist für mein sauer verdientes Geld doch gelaufen. Beim nächsten jugendlichen Benefiz-Anschlag bleibt der Beutel zu!

t

Daß die Waller Handballdame Jens Eckhoff jetzt Vorsitzende der CDU-Bürgerschafts- fraktion geworden ist, wurde auf der gestrigen Sitzung des Zentralverbands bremischer Kabarettisten und Karikaturisten auf das schärfste begrüßt: Wenn dieser Galopper des Jahres in vier Jahren auch noch erster Unions-Bürgermeister dieses Gemeinwesens wird, wollen wir bei der Krönungsmesse gemeinsam die Schleppe tragen.

t

Endlich hat sich Henning Scherf mal wieder derart an der Milch der frommen Denkungsart berauscht, daß er im Einklang mit mir und anderen Freunden des kurdischen Volkstanzes die Institutionen dieser Stadt auffordert, wegen des Todesurteils an Öcalan halbmast zu flaggen – und dann will er es nach Ernüchterung doch nicht gewesen sein und erklärt sein eigenes Schreiben zur plumpen Fälschung. Okay, okay, man kennt die Angst vor dieser Welt voller Teufel, aber von einem Sandinisten erwarten wir am Ende doch mehr!

t

Apropos Apo ... Bitteschön, liebe kurdischen Hektiker – laßt das mit dem Flambieren von türkischen Reisebüros einstweilen. Es könnte den Zündelbrüdern von der Glatzenfront das falsche Zeichen geben ...

t

Eines Tages wird über Bremen die Sonnen wieder leuchten. Die Eichhörnchen im Bürgerpark werden munterer springen als sonst und sogar jene Münder werden lachen, die ständig Sauerampfer zu mümmeln scheinen. „Was ist los heute?“  wird der Fremde angesichts dessen fragen und antworten wird ihm jede Marktfrau auf der Domsheide im Einklang mit den Bierchentrinkern unter den Rathausarkaden: „Staatsrat Frank Haller ist Direktor der Wasserwerke in Rotenburg/Wümme geworden und lastet nicht mehr als Alb auf dieser Stadt.“ Daß dieser egomane Tunichtgut für teuer Geld ein neues Gutachten willfähriger Frettchen der Wirtschaftsforschung bestellt, weil ihn das ursprüngliche nicht ausreichend in seinen pervertierten Beton-Phantasien für das Hollerland unterstützt, das in der Tat ist wieder mal ein Bubenstück, das zu diesem tausendprozentigen Nichthanseaten paßt wie der Senf zur Bratwurst.

t

Um böswillig gestreuten Gerüchten vorzubeugen: Die Herzklinik habe ich inzwischen wohlbehalten verlassen und werde heute abend in der GaDeWe unter dem Schlachtruf „Viva la Feria“ nachhaltig meine Existenz unter Beweis stellen!

Ulrich „Hei lewet noch“

Reineking