Das Portrait
: Ewiger Zweiter

■ Joshua Nkomo

Joshua Nkomo, Volksliebling und verstorbener Vizepräsident von Simbabwe Foto: Reuters

Wohl gefühlt hat sich Joshua Nkomo in seiner Heimat vielleicht nur selten. Aber kaum ein Politiker Simbabwes genoß unter der schwarzen Mehrheit soviel Respekt. Im Alter von 82 Jahren starb Nkomo gestern an Prostatakrebs. Im Radio sagte Präsident Robert Mugabe: „Wir trauern um den Verlust einer Vaterfigur, den Gründer unserer Nation.“

Der 1917 geborene Nkomo wuchs im kolonialen Rhodesien auf, einem Siedlerstaat, in dem die britischstämmigen Großbauern feudale Rechte über die schwarze Bevölkerung hatten. In den 50er Jahren wurde Nkomo in der beginnenden antikolonialen Bewegung aktiv. Anders als manche seiner Kollegen glaubte er an den Dialog mit den weißen Herren. Dies wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Politisch saß er immer zwischen allen Stühlen. Nur die kleinen Leute verehrten ihn.

1964 zerschlug die Kolonialverwaltung die afrikanischen politischen Gruppen und inhaftierte ihre Führer. Nkomo landete im Lager Gonkudzingwa, Hunderte von Kilometern von seinen politischen Rivalen entfernt. Als er und die anderen zehn Jahre später freikamen, hatten Rhodesiens weiße Siedler sich von den Briten gelöst und einen unabhängigen Staat gegründet, der mit Apartheid-Südafrika liiert war. Und die Gräben zwischen den schwarzen Politikern waren größer denn je. Alle Versuche, gemeinsame Dachorganisationen zu bilden, scheiterten an Differenzen über den Nutzen von Verhandlungen mit den Weißen – und immer zog Nkomo den kürzeren. Die Oberhand gewann der Radikalismus der Guerillabewegungen unter dem späteren Präsidenten Mugabe. Aber mit deren Sprache der sozialen Revolution konnte sich Nkomo nie anfreunden.

1980 wurde Rhodesien als Simbabwe unter Mugabe unabhängig. In einer Geste der Versöhnung machte Mugabe seinen Rivalen zum Innenminister. Den Posten behielt er ein knappes Jahr lang, 1982 flog Nkomo ganz aus dem Kabinett und mußte zusehen, wie Mugabes siegreiche Armee eine blutige Terrorkampagne gegen sein Ndebele-Volk unternahm. Danach durfte Nkomo sich wieder mit dem Präsidenten versöhnen. Seine Partei verschmolz 1987 mit der Regierungspartei, 1988 wurde Nkomo Vizepräsident – ein Amt, das er bis zu seinem Tod behielt. Macht hatte er dabei nie – aber zumindest Ruhe, anders als die meisten Verlierer afrikanischer Unabhängigkeitskämpfe.

Dominic Johnson