■ Die anderen
: Die "Badische Zeitung" aus Freiburg, die "Weser- und Deisterzeitung" (Hameln), der "Mannheimer Morgen" und das "Flensburger Tageblatt" zum innerparteilichen Streit zwischen Jungen und älteren Grünen

Die „Badische Zeitung“ aus Freiburg zum innerparteilichen Streit zwischen jungen und älteren Grünen: Zu sagen, daß auf die Partei „Bündnis90/Die Grünen“ das Schicksal der FDP zukommt, wäre schon eine Beschönigung- denn tatsächlich hat sie dieses Schicksal doch schon längst ereilt. Die Grünen haben noch nicht einmal ein Jahr dazu gebraucht, eine Umfallerpartei zu werden. Zudem teilen sie mit der FDP auch schon jetzt die Begabung zum Selbstbetrug. Damit kann man lange an der Macht bleiben. 29 Jahre waren die Liberalen zuletzt an der Macht. Ob es bei den Grünen so lang währt, ist zweifelhaft.

Die „Weser und Deisterzeitung“ (Hameln) dazu: Jetzt sind alle Dämme gebrochen: Junge Wilde prügeln verbal auf die Altvorderen ein, Realos versuchen Fundis rauszuekeln, die wiederum giften vehement zurück – die Grünen bieten derzeit ein grauenvolles Bild heilloser Zerstrittenheit. Mittendrin: Umweltminister Jürgen Trittin. Daß der für die Koalition eine Belastung ist, dürfte selbst ihm längst klar sein – und dennoch klebt Trittin masochistisch an seinem Sessel. Ein Rücktritt oder Rausschmiß wäre eine Befreiung. Die grünen Probleme liegen allerdings tiefer: Jahrelang wurde die Grundsatzdebatten in Formelkompromissen erstickt.

Der „Mannheimer Morgen“ meint: Die Mitglieder der Partei der Grünen ähneln einer wildgewordenen Schulklasse ohne Lehrer. Was ihnen fehlt, ist eine moralische Autorität, die zwischen den Blökken der linksdogmatischen Alt-68er und den reformwilligen Marktwirtschaftlern vermitteln und notfalls auch mit starker Hand schlichten kann. Vielleicht wäre ja Joschka Fischer dazu in der Lage, doch den frißt mittlerweile das Amt des Außenministers auf. Die derzeitige weibliche Doppelspitze ist jedenfalls mit der Aufgabe, die grünen Truppen zusammenzuhalten, offensichtlich und vor aller Augen völlig überfordert.

Das „Flensburger Tageblatt“ kommentiert: Und noch eine Rücktrittsforderung. Damit spitzt sich der neue Flügelkampf bei den Grünen immer mehr auf die Diskussion um Jürgen Trittin zu. Die Schicksalsfrage für die Grünen ist, wo mehr Wähler zu verlieren sind: am traditionellen linken Flügel oder in der akademischen Mitte. Offenkundig funktioniert ideologisch motivierte Protestpolitik à la Trittin nicht mehr (siehe Atomausstieg). Aber natürlich ist in der Mitte auch kein Platz für zwei liberale Kleinparteien. Eine grüne Partei, die von der FDP längst aufgegebene liberale Positionen aufgreift, dürfte eher überleben als eine FDP mit grünen Feigenblättern.