Alte Sprache

■ Philologe macht sich um Altsächsisch verdient und gewinnt damit einen Preis

Der als Kenner des Altsächsischen bekannte Regensburger Philologe Heinrich Tiefenbach erhält den mit 20 000 Euro (rund 39 000 Mark) dotierten Joost-van-den-Vondel-Preis 1999 der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. Hamburg. Nach Angaben eines Stiftungssprechers ehrt das internationale Preiskuratorium den aus Orsoy am Niederrhein stammenden Germanisten für seine Forschungen zu den ältesten Zeugnissen des niederdeutschen Sprachraums.

Die Erforschung speziell der Altsächsischen Sprache, die in Deutschland, in den Niederlanden und Skandinavien einst in großer Blüte gestanden habe, ist seit Jahrzehnten vor allem in Deutschland fast ganz erloschen. Was allerdings nicht allzusehr verwundert: Von dieser geradezu verwunschenen Sprache sind gerade einmal zwei Textfragmente überliefert. Bei dem einen handelt es sich um einen Teil der Genesis, beim anderen um den „Heliand“, eine in Stabreimversen gehaltene Erzählung der geschichte Christi in, klar, altsächsisch. Tiefenbach sei hier dankenswerterweise „in die Lücke“ gesprungen, äußerte der nicht näher bezeichnete Stiftungssprecher, und gelte heute als einer der großen Experten.

Die Arbeiten des 55 Jahre alten Wissenschaftlers betreffen den Grenzbereich von Altsächsisch, Altniederfränkisch und Althochdeutsch am Niederrhein. Darüber hinaus widmete sich Tiefenbach wichtigen Teilen der Namensgebung und untersuchte zum Beispiel die Namen von Münster und Magdeburg sprachgeographisch. Schließlich ist dem Hochschullehrer der Universität Regensburg die Neubearbeitung der Altsächsischen Grammatik von Gallee sowie die Vorbereitung einer neuen, selbst entworfenen Ausgabe einer Altsächsischen Grammatik zu verdanken.

Der 1960 gestiftete Vondel-Preis ist nach dem niederländischen Dichter benannt. Die Feierstunde mit Tiefenbachs Ehrung findet am 19. November an der Universität Münster statt. dpa