Gewußt, wie gewandert

■ Die neuen Wanderführer des DuMont Verlags frönen dem Zeitgeist: Sie sind in jeder Beziehung abgespeckt und trendy bei den ausgewählten Zielgebieten

Die DuMont-Bücher der alten Reihe „Richtig wandern“ wogen knapp 300 Gramm, maßen 11,5 mal 20,5 Zentimeter und kosteten 29,80 Mark. Die Bände der neuen Reihe „DuMont Aktiv“ wiegen keine 200 Gramm, messen 10,5 mal 19,5 Zentimeter und kosten 19,90 Mark. Soviel zu den „nackten“ Tatsachen.

„DuMont aktiv“ ist ein Relaunch, ein geliftetes „Light“-Produkt des Auslaufmodells „Richtig wandern“. Das Kölner Verlagshaus paßt sich mit der Neukonzeption – ökonomischen Zwängen gehorchend – dem Zeitgeist auf dem Reisebuchmarkt an: dünn statt dick. Griffig statt unhandlich. Inhaltlich kurz und bündig statt lang und episch breit. Und runter mit dem Preis, unter die „Schmerzgrenze“ von 20 Mark.

Die neue Reihe ist kräftig abgespeckt worden: Weg mit den „gelben Seiten“ (Informationen von A bis Z) im Anhang, stark reduziert die Themenessays (wie „In luftiger Höh“ – das Leben auf der Alm“). Der Wander-Aktivling, so muß man die Verlagsbotschaft verstehen, will heute konkrete, kompakte Wegbeschreibungen und nicht mehr durch das kulturelle, historische und sonstige Drumherum der Wanderregion abgelenkt werden.

Die ersten zwölf Titel der neuen Reihe konzentrieren sich ausschließlich auf Reiseziele mit hohem Wanderaufkommen. „Wandern in den Dolomiten“ ist einer der neuen Bände. Nach vier Kurz-Essays zum Einlesen („Drei Provinzen, drei Sprachen“, „Der Dolomitenkrieg“) folgen 35 Tagestouren aller Schwierigkeitsgrade. Ein großes Plus sind die lesbaren Streckenbeschreibungen. Der Autor begnügt sich nicht damit, die Wege zum Nachwandern stur zu schildern getreu dem Schema: bei der Christusskulptur links, an der nächsten Milchkanne weiter geradeaus, hinter der Alpl-Hütte scharf rechts. En passant streut er interessante Hintergrundinfos ein zu Geologie und Botanik, Geschichte und Folklore und bringt auch gelegentlich beim Wandern erlebte Stimmungen rüber („Am frühen Morgen wirkt der Schluß des Rautals noch sehr düster ...“).

Die einzelnen Touren sind klar strukturiert, das Layout ist übersichtlich: Den schnellen Überblick erlaubt ein hellgrün abgesetzter Kasten „Die Wanderung in Kürze“. Die farbigen Kartenkizzen sind detailliert, haben aber den Nachteil, daß sie im Maßstab unheitlich sind, je nach Karte zwischen 1:40.000 und 1:95.000 variieren. Die Höhendiagramme mit Zeitleiste bieten eine visualisierte Zusatzinformation, mit Höhenunterschieden, An- und Abstiegen sowie der Dauer einzelner Strekkenabschnitte. Walter Dietzen ‚/B‘Reinhard Kuntzke: „Wandern in den Dolomiten“. DuMont aktiv, Köln 1999, 168 Seiten, 19,90 DM (Weitere Bände der Reihe: Allgäu, Irland, Madeira, Mallorca, Pyrenäen, Sizilien, Spanischer Jakobsweg, Südengland, Südschwarzwald, Südtirol, Toscana.)