„Wir haben bessere Leute als Trittin“

Grüne Landesverbände streiten sich um die politische Zukunft des Umweltministers. Sprecher aus Thüringen, dem Saarland und Bremen fordern den Rücktritt. Andere Landesverbände stützen Trittin  ■   Von Eberhard Seidel

Berlin (taz) – Nichts verhindert den Rücktritt eines Ministers mehr als die ständige Wiederholung ebendieser Forderung. Der Realo-Flügel um Rezzo Schlauch sieht deshalb „überhaupt keinen Grund mehr, Umweltminister Trittin in Frage zu stellen“. Anders die Sprecher der Landesverbände Thüringen, Saarland und Bremen. Sie forderten gestern in Bild Trittins Rücktritt.

„Es gibt viele schönere Dinge im Leben als einen Ministerposten, darüber sollte Jürgen mal nachdenken.“ Mit diesem freundschaftlichen Rat verbindet Hucky Heck, Vorstandssprecher der Bremer Grünen, seine Rücktrittsforderung. Begründung: „Es war das Ziel von Kanzler Schröder, Trittin bei der Altautoverordnung zur Lachnummer der Nation zu machen.“ Der Umweltminister sei nun so geschwächt, daß er künftig in seinem Job nur noch wenig erreichen könne.

Anne Voß, Landessprecherin von Bündnis 90/Die Grünen in Thüringen, meinte gegenüber Bild, daß es „in unserer Partei bessere Leute für den wichtigen Job des Umweltministers“ gäbe. Gestern wollte sie das nicht mehr ganz so streng sehen. Die Mängel in der Umweltpolitik seien nicht allein Trittin anzulasten, sondern zur Hälfte dem Kanzler. Aber bedauerlich sei es schon, daß so gar kein Atommeiler in dieser Legislaturperiode abgeschaltet werde.

Auch der in Bild zitierte Chef der saarländischen Grünen, Christian Molitor, mochte gestern nicht mehr offensiv den Rücktritt Trittins fordern. Aber: „Ich wäre an seiner Stelle schon lange zurückgetreten.“

Unterstützung erfährt der Umweltminister dagegen aus Berlin. Landesvorstandssprecher Andreas Schulze meinte, Trittin tauge nicht als Sündenbock für die Mißstände im Saarland und für das Wahldebakel in Thüringen. Die nordrhein-westfälische Grünen-Vorsitzende, Barbara Steffen, forderte den Bundesvorstand der Partei auf, Jürgen Trittin deutlicher als bisher den Rücken zu stärken.

Auch die Grünen-Landesverbände aus Hamburg, Bayern und Schleswig-Holstein wollen ein Ende der Personaldebatte. Die Hamburger Grünen-Chefin Kordula Leiters: „Für das schlechte Erscheinungsbild der Bundesregierung in der Umweltpolitik kann Trittin nicht alleine verantwortlich gemacht werden.“

Die baden-württembergischen Landesvorsitzenden Andreas Braun und Monika Schnaitmann kritisierten die öffentliche Polemik des Bundestagsabgeordneten Oswald Metzger gegen Trittin. Statt dessen rufen sie zu einer gründlichen Debatte des neuen Grundsatzprogramms der Partei auf.