„Was? Heike?“

■ Nach drei Jahren kehrt Hochspringerin Henkel zurück und wird deutsche Meisterin

Erfurt (dpa) – Als der Jubiläumstitel perfekt war, staunte nicht nur die Konkurrenz. „Was, Heike Henkel hat gewonnen?“ fragte 5.000-m-Läufer Dieter Baumann in die Runde, nachdem er wie seine Vereinskollegin wenige Minuten zuvor zum zehnten Mal nationaler Meister geworden war.

Ja, Heike Henkel (35) ist zurück. Ihr zweites Comeback hat einige Gesetze der Leichtathletik außer Kraft gesetzt, denn nie zuvor ist eine Athletin nach drei Jahren Pause auf Anhieb zu Titelehren gekommen. „Das Erfolgsgefühl ist ganz anders als in der Vergangenheit. Ich bin stolz, daß es so gut geklappt hat, und dann noch mit einer passablen Höhe“, sagte Henkel. Die Olympiasiegerin von 1992 überquerte in Erfurt erstmals wieder 1,90 m. International nicht erwähnenswert, aber das reichte. „Ich wäre nicht zurückgekommen, wenn das Niveau höher wäre“, gab Henkel zu.

Bei ihrer Rückkehr nach der Geburt des ersten Sohnes Ravn war sie vor fünf Jahren bei den Meisterschaften an gleicher Stätte nicht über Rang fünf hinausgekommen. Inzwischen ist sie zweifache Mutter und hat dazugelernt. „Damals habe ich nach der Geburt von Ravn zu schnell wieder Wettkämpfe gemacht.“

Eine Flucht aus dem Familienleben sei ihre Rückkehr jedoch nicht, denn die Söhne Ravn und Morten sind auf der Trainingsanlage stets dabei, Ehemann Rainer Henkel kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Mit den ersten Sprüngen ist das alte Kribbeln wiedergekehrt, zumal die Physis auf Anhieb stimmte. Schnelligkeit und Sprungkraft waren noch vorhanden, „Technik und Anlauf muß man halt trainieren“ – und zwar wie einst bei Gerd Osenberg.

Daß international mit der Siegeshöhe nichts zu gewinnen ist, weiß sie und verschwendet daher kaum Gedanken an die WM im August, sondern redet bereits von der Hallensaison. „Die Wettkämpfe in der Zukunft werden zeigen, ob es möglich ist, auch international Anschluß zu finden.“

Daß sie dieses Ziel verfolgt, hat sie in Erfurt angedeutet. Die Olympischen Spiele in Sydney? Sie denkt daran.