Das Portrait
: Benjamin, der Amokläufer

■ Benjamin Nathaniel Smith

Er sei „eine angenehme Person, und er glaubt an sein Volk – das weiße Volk“, sagt der Leiter einer religiösen Gruppe namens World Church of the Creator über Benjamin Nathaniel Smith, der der als rassistisch geltenden Vereinigung bis Mai angehört hatte. „Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen.“

„Keine Frage daß Sie ihn als weißen Rassisten bezeichnen können“, sagt Richard McKaig, der an der University of Indiana die Studenten betreut. Smith war dort eingeschrieben, hatte wiederholt rassistische Flugblätter verteilt und Artikel für die Studentenzeitung The Daily Illini geschrieben. Vor genau einem Jahr wurde der 21jährige dort mit dem Satz zitiert: „Ich denke, es ist klar, daß unsere Regierung sich gegen die Weißen richtet.“

„Er wird nicht aufgeben“, sagte am Samstag Elisabeth Sahr, eine seiner ehemaligen Freundinnen. „Er ist total antisemitisch, total rassistisch, und das vor allem gegen Asiaten, Juden und Afroamerikaner. Er wird sich nicht ergeben, solange er noch auf dieser Welt ist.“

Sie behielt recht. Eine zweitägige Amokfahrt des hageren Studenten quer durch mehrere Bundesstaaten im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten endete nach zwei Toten und acht Verletzten mit seinem Selbstmord. FBI-Beamte fanden Smith nach einer Verfolgungsjagd in seinem Auto, einem hellblauen Ford Taurus, im Straßengraben. Er hatte sich in den Kopf geschossen und starb im Krankenhaus.

Am Freitag abend war der schwarze Basketballtrainer Ricky Birdsong vor seinem Haus in Chicago erschossen worden, kurz darauf wurden in einem Nachbarort mehrere Schüsse auf sechs orthodoxe Juden abgefeuert, die von der Sabbathfeier zurückkehrten, wenig später mußte sich ein asiatisches Ehepaar vor Schüssen in Sicherheit bringen. Jedesmal wurde ein davonrasender hellblauer Taurus gesehen.

Am Samstag folgten drei weitere Schußattacken, am Sonntag wurde der Student Won-Joon Yoon vor einer koreanischen Kirche in Bloomington von Kugeln tödlich getroffen. In Illinois und Indiana jagte die Polizei den jungen Mann in dem blauen Auto, der vor der Kirche gesehen worden war.

Einer der am Freitag Verletzten, der aus Angst vor weiteren rassistischen Aktionen seinen Namen für sich behalten wollte, sagte über Smith: „Ich habe das Gefühl, daß er seinen Spaß dabei hatte. Er hatte diesen Raubtierblick.“ Stefan Schaaf