Sparsam, sorgfältig und sensibel

■ Wasserwerke loben Hamburger für gesunkenen Verbrauch und erwirtschaften einen Überschuß von 34 Millionen Mark

Hanno Hames Gefühle müssen zwiegespalten sein. Eigentlich sollte es dem Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke GmbH (HWW) nur recht sein, wenn die Menschen in der Hansestadt mehr Wasser verbrauchen. Dennoch freute er sich gestern bei der Vorstellung des Geschäftsberichtes für 1998 sichtlich darüber, daß der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch um drei auf 122 Liter zurückging. „Die Bevölkerung ist sensibel geworden und geht sorgfältig mit dem Rohstoff Wasser um“, erklärte er dies, „aber natürlich ist sie auch sparsamer geworden.“ Ein weiterer Grund sei die Initiative der HWW, alle Hamburger Wohnungen mit eigenen Wasserzählern auszustatten: „Wir haben festgestellt, daß dann der Verbrauch im Schnitt um 15 Prozent zurückgeht.“

Dennoch muß sich der Herr über 5513 Kilometer Rohrnetz nicht grämen, schließlich erwirtschaftete seine Gesellschaft im vergangenen Jahr einen Überschuß von 34 Millionen Mark. Damit verbleibt durch Verlustübernahmen der Tochterfirmen nur noch ein Defizit von 2,2 Millionen Mark. Denn die HWW müssen die 35,8 Millionen Mark Miesen der Bäderland Hamburg GmbH übernehmen. Das Restdefizit trägt die städtische Hamburger Gesellschaft für Beteiligungsverwaltung.

Trotz der rückläufigen Wasserausgabe und allgemeiner Kostensteigerung soll der Wasserpreis in diesem Jahr stabil bleiben, versprach Hames: „Ich setze mich dafür ein, daß unsere Preissteigerungen nicht höher werden als die Inflationsrate.“ Die 2,67 Mark pro Kubikmeter Wasser seien ein sozialer Preis und liegen unter dem Bundesdurchschnitt von 3,15 Mark. Wenn man die Sielbenutzungsgebühr von 5,04 Mark pro Kubikmeter Abwasser dazurechne, sei man in Hamburg mit 7,71 Mark ganz gut bedient.

Entschieden wandte sich Hames gegen Verteuerungen aufgrund steigender Umweltbelastung: „Man muß hier ganz klar das Verursacher- und nicht das End-Of-Pipe-Prinzip anwenden.“ Derjenige, der der Umwelt schade, müsse für die Kosten aufkommen, nicht der Verbraucher. „Darum setzen wir uns auch für einen integrierten Wasserschutz ein.“ Es sei wichtig, die im Mai verabschiedeten EU-Richtlinien rasch umzusetzen, denn „Wasser kennt keine Grenzen“.

Wichtig ist Hames vor allem, die Trinkwasserqualität in Hamburg zu schützen: „Wir betrachten diese Aufgabe als Generationenvertrag.“ Besonders die Schadstoffe, die vergangene Woche in einigen Brunnen in der Nähe von Barmstedt nachgewiesen wurden, machten ihm Sorgen. Es sei aufgrund der Fließrichtung des Grundwassers nicht auszuschließen, daß es im Kreis Pinneberg zu weiteren Schwierigkeiten komme. „Wir könnten das dann gewonnene Wasser zwar verschneiden, um unter die Grenzwerte an Schadstoffen zu kommen“, erklärte er, das könne aber kein Ziel sein. Denn: „Die HWW sind kein Reparaturbetrieb.“ Eberhard Spohd