Latin und Hula auf der Weltbühne

■ Taj Mahal und Co. bringen die Stimmung zum Überkochen

Die Hauptbühne der diesjährigen Breminale wurde gleich Weltbühne getauft, und entsprechend international ist auch das Programm am Wochenende. Am Freitag wird es ab 20 Uhr von Radio Bremen 2 bestritten, und bei den vier verschiedenen Auftritten wird es hier sehr spät werden. Der Abend beginnt mit einer sogenannten „E-Gitarren Performance“ des New Yorkers Seth Josel. Dieser gilt mit seinen Interpretationen zeitgenössischer (E) Musik als „einer der führenden Instrumentalpioniere seiner Generation“. Jawohl, so etwas gibt es auch heute noch! Wenn man allerdings hört, daß er drei Stücke „für E-Gitarre und Tonband“ zum besten geben wird, könnte man (zu Zeiten von Midi-Gitarrensynthesizern und Samplecomputern) an seiner Avandgardeposition doch leichten Zweifel hegen.

Schon im letzten Jahr hatte das Publikum bei der Breminale viel Freude bei dem live aufgeführten Hörspiel von Radio Bremen. Am Tollsten war der Geräuschemacher, und diesmal verspricht schon der Titel „Menschen-Tiere-Badewannen“ (von Karl Heinz Bölling) viel Spaß, Gebrüll und eine nasse Bühne. „Street Jazz“ bieten danach „The Jack Brothers“ aus Schweden. Auf Saxophon, Schlagzeug und Baß spielt das Trio eine dreckige Mischung aus „Punk, Hymnen, Blues und Balladen“. Man soll bei ihren Auftritten gut tanzen können.

So wird das Publikum schon vorgewärmt sein für Eddie Palmieri, den Spezialisten für Salsa und Latin-Jazz, der mit seinem Orchestra (komplett mit drei Percussionisten und einem Sänger mit dem vielversprechenden Namen Herman Olivera) auftritt. Der Pianist und Bandleader ist seit Jahrzehnten die Stimmungskanone unter denen, die Jazz zum Tanzen machen. „Ein Madman im afro-cubanischen Hexenkessel“ titelte die sonst eher zurückhaltende Süddeutsche Zeitung.

Das Konzert am Samstag abend wird von guten Bekannten bestritten. Ab 20 Uhr singen „Linda Tillery & The Cultural Heritage Choir“, die vor einem Jahr beim „women in (e)motion“-Festival auftraten. Das fünfköpfige Vokal-ensemble hat sich vorgenommen, das kulturelle Erbe der AfroamerikanerInnen zu bewahren. Der Star des Abends, wenn nicht gar der gesamten Breminale, ist der Sänger, Gitarrist, Banjospieler, Pianist und Musikforscher Taj Mahal, der mit seiner „Hula Blues Band“ aus Hawaii auftritt. Seit zwölf Jahren lebt Mahal auf der Südseeinsel, und mit den Musikern aus seiner Nachbarschaft macht er eine „wunderbar fließende Musik voll tropischer Gelassenheit und schillernden Farben“ (taz). Die Instrumentierung ist mit Ukulelen und Steel-Gitarre typisch hawaiianisch. Der Blues von Taj Mahal war nie „blue“ oder wie er selber sagt: „Ich hab' dieses traurige Zeug nie leiden können.“

Es wird also heiß werden im Weltzelt, und vielleicht wird die Stimmung wieder so überkochen wie im letzten Jahr beim ekstatischen Auftritt von David Lindley.

Wilfried Hippen