Auf du und du mit dem Politik-Unterricht
: Projekt oder PC?

■ Bildungspolitiker über die Zukunft von gemeinschaftskundlichen Themen

„Viele Politik-Lehrer unterrichten einfach schlecht“, findet der Bremer Sozialwissenschaftler Klaus Koopmann. Wie die taz gestern berichtete, fordert er von den Pädagogen moderne Lehrmethoden: Mehr Aktionismus, Lernen durch Erfahrung - das seien Konzepte für den Politik-Unterricht. Was halten die bildungspolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktionen von diesem Entwurf?

„Er geht in die richtige Richtung“, sagt Helmut Zachau von den Grünen. „Das ist das gute alte Prinzip des exemplarischen Lernens.“ Aus eigener Erfahrung weiß der langjährige Politik-Lehrer, daß man mit projektbezogenem Unterricht bei Schülern die größten Erfolge erzielt. Schließlich bedeute Politik immer auch „sich einmischen“. Wie anders könnten Pädagogen also an das politische Verständnis ihrer Schützlinge appellieren, als über aktives Handeln und offene Diskussionen.

Einig mit dem Grünen-Kollegen ist sich da auch die sozialdemokratische Bildungspolitikerin Ulrike Hövelmann. „Ich bin ja schon lange ein Fan von Projekt-Arbeit“, freut sie sich über die Konzepte von Uni-Prof Koopmann. Es sei wichtig, daß Schüler nicht immer alles vorgedacht bekommen.

Freie Bahn also für mehr Handlungsbezüge? „Das gibt es doch schon alles“, eifert die SPD-Frau. „Besonders die Gesamtschulen setzen sich verstärkt für fächerübergreifende Projekte ein.“ Das sei für den Nachwuchs die beste Möglichkeit, sich mehr zu beteiligen. Überhaupt hat Hövelmann wenig zu bemängeln an der Motivation von Jugendlichen. „Wenn man sich Wettbewerbe wie Demokratisch Handeln anguckt, dann wird deutlich, daß sich Schülerinnen und Schüler sehr wohl engagieren“, urteilt sie.

Handlungsbedarf sieht die Sozialdemokratin aber trotzdem: Politik-Pädagogen müßten gezielt ihre Lehrqualität überwachen und selber nachlernen.

Klaus Bürger, bildungspolitischer Sprecher der CDU, sieht die Zukunft des Politik-Unterrichts in den neuen Medien. „Alles hängt davon ab, wie die Lehrer ihre Inhalte methodisch vermitteln“, sagt er. Hilfsmittel wie PC und Internet kommen ihm da gerade recht. So könnten auch trockene Zusammenhänge anschaulich gemacht werden, findet der Christdemokrat.

Helmut Zachau (Grüne) hält das für Unsinn. „Es kommt in der Politik darauf an, Diskussionen zu beflügeln. Da bringt ein PC überhaupt nichts“, mahnt er an. Viel wichtiger scheint ihm ein sinnvoll kalkulierter Spagat zwischen Praxis und Theorie. Schließlich sollen in der Schule ja auch politische Grundstrukturen vermittelt werden, findet der Grüne. Da reiche reiner Aktionismus nicht aus. tin