Liebe per Rohrpost

■ Das Postmuseum stellt sich bis Ende August bei der Schaustelle selbst zur Schau

Es sind Geschichten über Menschen wie diese, die eine Stadt und ihre Vergangenheit lebendig machen: Da gab es einstmals eine Martha Peretz. Die kam 1898 auf die Welt und hatte in den zwanziger Jahren einen Freund, der etwas weiter weg wohnte, nämlich in Schöneberg. Sie hingegen lebte in der Nähe des Alexanderplatzes. Doch die Sehnsucht war groß, und so steckte Martha fast jeden Morgen eine Postkarte an ihren Liebsten in die Rohrpost, um nach weiblicher Manier ihren Verehrer für den gleichen Tag um fünf Uhr nachmittags zum Flanieren einzubestellen. Der, so ist überliefert, kam dann auch immer pünktlich. Denn vom nächsten Rohrpostpunkt in der Stadt wurde die Karte der Sehnsucht an ihren Empfänger gleich ausgetragen.

Diese Geschichte hat viel zu tun mit dem Thema, wie sich die Liebe ihren Weg bahnt. In diesem Fall über die Rohrpost, die es bislang im Museum für Post und Kommunikation in der Leipziger Straße zu sehen gab. – Doch wenn das renovierte historistische Gebäude im Frühjahr nächsten Jahres wieder seine Tore öffnen wird, wird das Museumskonzept einen neuen Schwerpunkt haben, nämlich die Kommunikation. Ein Raum wird „Masse vor dem Medium“, gemeint ist der Fernseher, heißen. Ein anderer Schwerpunkt wird sich mit dem aktuellen Thema „Kommunikation als Waffe“ beschäftigen.

Jetzt schon kann man als Programmpunkt der Schaustelle Berlin dienstags um 14 Uhr und zusätzlich, vom Museum selbst angeboten, mittwochs um 14 Uhr den großzügigen Bau im Neorenaissancestil besichtigen. Wenn man Glück hat, kann man auch wieder in die Fußstapfen von Martha Peretz treten und der Kommunikation frönen. Denn das Museum vermietet seit neuestem seinen von Säulen eingerahmten prächtigen Lichthof. Ganz banal und sehr schön – für Feste.

Annette Rollmann