Buntes Hindernissingen

■ Vier für Chicago: Schaulaufen für Hamburgs Städtepartnerstadt

„Die erste Hürde ist genommen“, sagt Peter James und meint damit die Kulturbehörde. Der Rock City-Geschäftsführer und Organisator des Festivals Vier für Chicago hat nach zähem Ringen immerhin die Kulturbehörde davon überzeugt, daß die Städtepartnerschaft mit Chicago gerade Pop-Musik nicht ausschließen dürfe. Jetzt gilt es, das Chicago-Komitee – in dem unter anderem Bürgermeister Henning Voscherau und Senator Mirow sitzen – noch zu überzeugen, die notwendigen Mittel bereitzustellen.

Als Entscheidungshilfe soll dabei das heutige Festival dienen, dessen Gewinn wenigstens die Reisekosten der für März avisierten Reise decken könnte. Die allesamt von der taz hamburg ausführlich gewürdigten Bands, die Peter James für export-würdig hält, decken dabei ein breites Spektrum des hiesigen Undergrounds ab. „Wir haben uns für eine Auswahl aus dem Underground entschieden“, meint Peter James „weil wir mit Blues oder Jazz wirklich Eulen nach Athen getragen hätten.“ Mit Die Braut haut ins Auge tritt ein Girl-Pop-Quartett die Reise an, während Die Goldenen Zitronen seit ihrer Abkehr vom Fun-Punk als Ahnen von Diskurs-Pop firmieren.

Dennoch ist dieses Segment, das in den Augen vieler für die Hamburger Szene steht, bei der Auswahl etwas zu kurz gekommen. Bands wie Die Sterne, Tocotronic oder Blumfeld wären gewiß auch zu berücksichtigen gewesen. „Als wir die Planung vor über einem Jahr begannen, stand eine Tournee von Blumfeld in den USA an, die dann aber abgesagt wurde,“ rechtfertigt Peter James seine Wahl.

Die gestrengen metallischen Eisenvater wurden neben ihrer künstlerischen Konsequenz wegen ihrer Beziehungen einberufen, denn die Kontakte ihres We Bite-Labels halfen Rock-City vor Ort, Türen zu öffnen. Denn trotz der prima Besetzung mußte „den Amis das Ding regelrecht verkauft werden.“

Der Gegenbesuch wird wohl wegen der mangelnden Freigiebigkeit der Stadtväter Chicagos solange scheitern, bis nicht einen privater Sponsor gefunden wird. Zunächst ist es aber erstmal wichtiger für Hamburger Bands, in die US-amerikanische Musikmetropole zu reisen, denn es kommen ohnehin regelmäßig Bands aus Chicago in die Clubs – auch wenn das nicht unter dem Deckmantel der partnerstädtischen Beziehungen läuft.

Zu dieser gehören, wenn die Partnerstadt kein freud- und inhaltsloser Vorwand für eine Dienstreisenkultur werden soll, auf jeden Fall auch jugendkulturelle Verflechtungen. Das heutige Schaulaufen eröffnen Eisenvater pünktlich, während im Foyer der Markthalle das Silly Walks Soundsystem Dubs streuen. Volker Marquardt

Markthalle, 20.15 Uhr