Versteckt zwischen Touris
: Kultur in der geilen Meile

■ Ein schwerer Tanker und kleine Brötchen: Asiatische Kunst, gestisches Theater und jiddische Musik in Mitte

Daß es in Berlins neuer Mitte rund um den Hackeschen Markt und die Oranienburger Straße mehr als schicke Cafés, teure Schuhläden und italienische Feinkostläden gibt, mag man kaum noch glauben, wenn man sich in einer lauen Sommernacht am Wochenende mal zwischen die Nutten und Touris ins Gewimmel gestürzt haben sollte.

Doch das Kunsthaus Tacheles zum Beispiel harrt allen stürmischen Veränderungen zum Trotz immer noch wie ein schwerer Tanker in der Brandung aus. Diesen Sommer setzt das Tacheles ganz auf internationale Kultur: Ende Juli wird das japanische Stück Die Ballade von Narayama auf der Freifläche hinter dem Hauptgebäude uraufgeführt; unter den Akteuren finden sich solch illustre Namen wie Meret Becker oder Otto Sander, wenngleich von letzterem nur die Stimme zu hören sein wird. Höhepunkt der Saison wird aber das Festival der Geister sein: Vom 12. August bis zum 26. September soll eine Riege von international bekannten KünstlerInnen aus acht asiatischen Ländern den Berlinern moderne Kunst und Kultur aus Fernost näherbringen. Mit dabei sind unter anderem aus Malaysia die TänzerInnen Krishen Jit und Marion de Cruz vom renommierten Five Arts Center und das Patravadi Theatre, das zu den bekanntesten Ensembles des Landes gehört. Ebenfalls zu Gast sind der weltbekannte indonesische Tänzer Suprapto Suryodarmo und der Künstler Huang Chi Yang aus Taiwan.

Etwas kleinere Brötchen, wenn auch ähnlich beständig, backt man am anderen Ende der Oranienburger Straße beim Hackeschen Hoftheater. So klein das im zweiten Hackeschen Hof gelegene Theater auch ist, mit Stolz verweist man darauf, daß hier pro Woche mehr Vorstellungen gespielt werden als in so manchem und zudem hoch subventioniertem Staatstheater. Ein Schwerpunkt im Programm ist gestisches Theater – also mimische Inszenierungen, bei denen kein Wort gesprochen wird. Diese Aufführungen werden vor allem durch die hauseigene DAT-Gruppe realisiert, wie sich das ehemalige Pantomimen-Ensemble des Deutschen Theaters heute bezeichnet. Daneben hat sich das Theater vor allem der Pflege jüdischer Musik verschrieben. Im Rahmen der Tage der jiddischen Musik sind zum Besipiel heute Abend um 21 und 23 Uhr Jeff Warschauer und Deboroah Strauss aus den USA zu hören.

Kunsthaus Tacheles, Oranienburger Straße 54 – 56 a: Die Ballade von Narayama, 31. Juli bis 29. August, Ticket-Hotline: 01 80/5 23 74 54 Hackesches Hoftheater, Rosenthaler Str. 40/41, 2. Hof, Vorbestellung Tel.: 2 83 25 87, Preise für Theatervorstellungen 25 DM (ermäßigt 12 DM) und für Musikveranstaltungen 20 DM (ermäßigt 12 DM)