FDP will Wahlen gewinnen

■ Die Liberalen kündigen eine Offensive an und bestimmen ein neues Wahlkampfteam

Berlin (taz) – Vor der Feier hatte sich die FDP mit einigem Ärger zu beschäftigen. Parteichef Wolfgang Gerhardt ist nicht gerade der Liebling der Liberalen. Blaß sei er, inhaltlich profillos, sagen seine innerparteilichen Kritiker und fordern eine inhaltliche Neuorientierung der FDP. Bevor also die Liberalen gestern nachmittag ihre neue Parteizentrale in Berlin einweihen konnten, traf sich der Bundesvorstand am Vormittag zu einer Krisensitzung. Gerhardt, der trotz der Krise der FDP keinen Änderungsbedarf sieht, wollte sich seinen Kritikern stellen.

Nach der Sitzung war die Welt natürlich schon wieder in Ordnung. Die Person Gerhardt sei kein Thema im Vorstand gewesen, sagte die Person Gerhardt vor der Presse. Die Kritik, die im Vorfeld an seiner Arbeit geäußert worden war, wies er aber vorsorglich lieber zurück. Dem FDP-Chef war dennoch anzumerken, daß es ihm im Moment nicht besonders gut geht. „In einigen Parteien“, sagte er gestern, „ist es einfacher, den Vorsitzenden vor das Schienbein zu treten, statt mit inhaltlichen Vorlagen an die Öffentlichkeit zu treten.“

Trotz angeschlagenen Schienbeins will Gerhardt durchhalten, auf Kurs bleiben, dann, so meint er, würden die Erfolge schon wieder kommen. Also präsentierte der Parteichef das, was die FDP in ihrer jetzigen Lage nur tun kann: ein bißchen Kosmetik und viel Öffentlichkeitsarbeit. Ein Wahlkampfteam soll den schwachen Gerhardt offenbar stützen. Vor allem für die Wirkung nach außen braucht die FDP mehr als nur ihren Chef.

Neben dem Parteivorsitzenden selbst und dem Generalsekretär Guido Westerwelle gehören fast alle übriggebliebenen Führungspolitiker der Liberalen diesem Team an: Jürgen Möllemann (Bildung), Rainer Brüderle (Wirtschaft), Hermann Otto Solms (Finanzen), Günter Rexrodt (Haushalt), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Recht) und Cornelia Pieper (Ostdeutschland). Mit dieser Mannschaft und der offensiven Diskussion gesellschaftlicher Reizthemen wie Rente, Sparen und Gesundheit wollen die Liberalen neues Profil gewinnen und den Abwärtstrend bei den Landtagswahlen im Herbst stoppen. Diese Ankündigung allein reichte, um den Parteichef optimistisch zu stimmen. „Wir haben die Absicht“, so Gerhardt, „diese Wahlen zu gewinnen.“ Andreas Finke