Ukraine besteht auf AKW

■ Schröder kann sich nicht durchsetzen

Berlin (taz/AP/dpa) – Keinen Erfolg hatte Kanzler Gerhard Schröder gestern beim ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma. Der Kanzler und seine mitreisenden Minister Jürgen Trittin (Umwelt) und Werner Müller (Wirtschaft) hatten Kutschma Kohle- und Gaskraftwerke als Ersatz für den Atomreaktor Tschernobyl vorgeschlagen. Trotz mehrerer Gespräche lehnte die Ukraine das Bonner Alternativkonzept jedoch ab. Auf Drängen der Deutschen erklärte sich Kutschma lediglich bereit, die Vorschläge weiter zu prüfen. Er setzte allerdings hinzu, daß die Atomwirtschaft trotzdem die billigste Energieform für sein Land sei, da dessen Kohlewirtschaft ineffizient sei. Gleichzeitig forderte Kutschma die deutsche Wirtschaft zu mehr Investitionen auf. Deutschland ist nach Rußland der wichtigste Handelspartner.

Schröder erklärte, die Schließung des Unglücksreaktors Tschernobyl sei von überragendem Interesse für Deutschland. Mit der Ablehnung des deutschen Vorschlags steht nun die Finanzierung von zwei Reaktorblöcken russicher Bauart, Khmelnitzky 2 und Rivne 4, wieder im Vordergrund. Umweltschützer bewerten die Reaktoren als unsicher und überteuert. Deutschland will sich bisher mit 800 Millionen Mark an den Kosten des Zwei-Milliarden-Projektes K2/R4 beteiligen.

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