High-Tech-Center Babelsberg hat ausgetrickst

■ Ambitioniertes Digital- und Trickfilmprojekt gab auf. Neuer Betreiber zögert noch

Das ambitionierte High-Tech-Medienzentrum auf dem Filmgelände Studio Babelsberg steckt in der Krise. Gut vier Monate nach der offiziellen Eröffnung des mit rund 90 Millionen Mark Fördergeldern errichteten Neubaus für digitale Filmbearbeitung und Gewerbebetriebe der Animationsbranche hat die Betreibergesellschaft des sogenannten „fx-Centers“ Konkurs angemeldet. Mit der Liquidation des Betreibers steht nicht nur die Zukunft der 31 festen Mitarbeiter und zahlreichen Honorarkräfte auf dem Spiel. Auch der frühere Geschäftsführer des fx-Centers, Godfrey Pye, muß seinen Stuhl räumen.

Der Medienbeauftragte des Landes Brandenburg, Erhard Thomas, hofft nun, daß das krisengeschüttelte Filmtechnikhaus von der Münchner Filmproduktion Helkon übernommen wird. Ein Vertrag mit der Helkon sei aber noch nicht abgeschlossen, erklärte Thomas. Ebenso ist unklar, ob ein neuer Betreiber mit weiteren Fördergeldern gefüttert werden muß.

Das High-Tech-Center Babelsberg, das nach seiner Eröffnung in „fx-Center“ (fx steht für „effects“) umgetauft wurde, galt als das Renommierprojekt für Spezialeffekte auf den Studiogelände. Den Neubau für 104 Millionen Mark förderten das Land Brandenburg und die EU mit über 90 Millionen Mark zu gleichen Teilen. Einrichtungen wie das virtuelle Studio sollten mittels der Millionensubvention den Aufbruch ins neue Filmzeitalter auf dem traditionellen Studiogelände einläuten.

Ins Schlingern geriet das Center schon gleich nach seiner Eröffnung im März 1999, als sich die Deutsche Telekom und der Medienriese Bertelsmann aus der Betreibergesellschaft zurückzogen. Zugleich erwirtschafteten das Center als auch die Firmen keine Gewinne, Geschäftsführer Pye soll auf der kaufmännischen Ebene versagt haben, wie Mitarbeiter des Studios klagen.

Sowohl der Landesmedienbeauftrage Thomas als auch der Geschäftsführer der brandenburgischen Investitionsbank, Klaus-Dieter Licht, rühren nun die Trommel für die Münchner Helkon. Nach Gesprächen mit der Filmproduktion zeichne sich ab, daß die Helkon „ein tragfähiges“ Konzept auf den Tisch legen könnte, so Thomas. Die Filmfirma, die mit dem Deutschen Filmpreis für den Streifen „14 Tage lebenslänglich“ ausgezeichnet wurde, verfüge über Kapital und besitze nationale und internationale Kontakte zur Branche.

Außerdem sei vereinbart worden, daß mehr Trickaufträge vor Ort – und nicht in Los Angeles – produziert würden und eine Zusammenarbeit mit der Hochschule für Film und Fernsehen stattfinden soll, erklärte der Medienbeauftragte. Nach Ansicht von Licht sollen keine weiteren Fördermittel an den neuen Betreiber fließen. Für Kredite stehe die Landesbank jedoch zur Verfügung.

In der Medienstadt betrachtet man die Verhandlungen nicht nur mit Sorge, sondern auch mit Ärger. Viele Betriebe lehnen die Münchner ab. Sie plädieren für die Zusammenarbeit mit Sony. rola