Das Portrait
: Junge Frau auf Maurer-Thron

■ Ute Vogt

Die Mehrheit war knapp: Mit 164 zu 152 Stimmen wählte die SPD Baden-Württembergs an diesem Wochenende die 34jährige Ute Vogt zur Nachfolgerin von Parteichef Ulrich Maurer. Die SPD, die sich im Schwabenland seit Jahren auf dem absteigenden Ast befindet und inzwischen Wahlergebnisse wie die marginalisierten Genossen in Bayern einfährt, entschied sich für einen Generationswechsel. Vogt ist die jüngste Landesvorsitzende der Sozialdemokraten und eine von dreien Frauen an der Spitze eines SPD-Landesverbandes.

Bis zur Abstimmung war offen, wer gewinnt: Wolfgang Drexler, der Landesgeneralsekretär oder Ute Vogt, Rechtsanwältin aus Pforzheim und seit 1994 für die SPD im Bundestag. Beide Kandidaten galten als blaß, die Mehrheit der Basis interessierte sich wenig für den Wettbewerb um die Nachfolge Maurers. Zwar vertreten sie verschiedene Generationen, Geschlechter und Landeshälften, stehen aber nicht für grundverschiedene politische Richtungen. Beide Kandidaten beschäftigen sich mit den Themen Bildungs-, Arbeits- und Energiepolitik. Aufbruchstimmung wollten sie verbreiten, aber wer wollte das nicht bei einer Partei, die bei der vergangenen Landtagswahl gerade noch 25 Prozent erhielt und deren Mitgliederzahl von 68.000 auf 52.000 fiel.

Ute Vogt haftete bei vielen das Negativimage des Maurer-Zöglings an. Allerdings hat ihr der Erfolg bei derBundestagswahl innerhalb der Landespartei viel Respekt eingetragen. Wahlentscheidend war dann wohl, daß schon vor dem Parteitag die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und die baden-württembergischen Jungsozialisten für Ute Vogt plädierten.

Mit 19 Jahren hat sie dort, bei den Jusos, ihre politische Laufbahn begonnen. 1984 trat sie der SPD bei und wurde fünf Jahre danach Stadträtin in Wiesloch. Von 1991 bis 1994 war sie Vorsitzende der baden-württembergischen Jusos. Seit 1994 sitzt sie im Bundestag. Dort gehörte sie zu den wenigen in der SPD, die im vergangenen Herbst gegen den Bundeswehreinsatz im Kosovo stimmten. Ganz so farblos, wie oft kritisiert, ist sie wohl doch nicht.

Ob der SPD in Baden-Württemberg mit Ute Vogt wirklich ein Neuanfang gelingt, ist fraglich. Ulrich Maurer warf zwar wegen der schlechten Wahlergebnisse der SPD das Handtuch, will aber Fraktionschef bleiben – und die Stelle des Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2001 ist auch noch unbesetzt. Ute Vogt hat nicht vor, sich mit Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) zu messen. Georg Gruber