Serben boykottieren KFOR

■ Zusammenarbeit aufgekündigt. Grund: Die „tragische Lage“ im Kosovo

Führende Vertreter der Kosovo-Serben haben die Zusammenarbeit mit den KFOR-Friedenstruppen und der UN-Verwaltung aufgekündigt. Dies habe der Nationalpolitische Serbenrat aus Protest gegen die „tragische Lage“ der serbischen und montenegrinischen Bevölkerung im Kosovo beschlossen, berichtete die unabhängige Belgrader Zeitung Glas javnosti gestern. Dem Rat gehören die Spitze der serbisch-orthodoxen Kirche und die Serbische Widerstandsbewegung an, die der Führung in Belgrad Versagen im Kosovo-Konflikt vorgeworfen hat.

Die wichtigste Serbenorganisation im Kosovo, der orthodoxe Bischof Artemije, und Vertreter der Kosovo-Albaner hatten am 2. Juli Zusammenarbeit vereinbart und zum Ende der Gewalt aufgerufen. Die Abmachung war durch Vermittlung der UN-Mission im Kosovo (UNMIK) und der KFOR zustandegekommen. Auf albanischer Seite hatte auch der Führer der UÇK-Milizen, Hashim Thaci, die Vereinbarung unterschrieben. Da die Übergriffe zwischen den Volksgruppen und besonders auf die Serben anhielten, drohte der Chef der Serbischen Widerstandsbewegung, Momcilo Trajkovic, bereits drei Tage nach der Unterzeichnung damit, die Zusammenarbeit wieder einzustellen.

In der südserbischen Stadt Leskovac gingen am Samstag die Proteste gegen Miloševic für den sechsten Tag in Folge weiter. Etwa 1.500 Menschen gingen auf die Straße. In Vranje demonstrierten etwa 500 Soldaten.

Ein enger Mitarbeiter von Djindjic wurde wegen Kriegsdienstverweigerung von einem jugoslawischen Militärgericht zu zwei Jahren Haft verurteilt. Das Kriegsgericht in Uzice befand den Sprecher der Demokratischen Partei (DS), Goran Vesic, schuldig, sich der Einberufung entzogen zu haben. Er sei nicht innerhalb der festgesetzten Frist bei seiner Einheit erschienen. Vesic hält sich inzwischen in Montenegro auf. Er sagte, er habe nie einen schriftlichen Gestellungsbefehl erhalten. Auch eine gerichtliche Vorladung zum Prozeß habe er nie gesehen.

Jugoslawische Militärankläger haben während der Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien mehr als 23.000 Strafverfahren gegen Wehrpflichtige eingeleitet. Die meisten seien wegen Verweigerung zur Mobilisierung oder Fahnenflucht angeklagt, sagte Tihomir Stojanovic, ehemaliger Chef der Armeejustizbehörde und jetzt Anwalt mehrerer Angeklagten. dpa/AFP